Stump, Petra / Heinz-Peter Linshalm (Hg.)

Clarinet Update

Neue Musik für junge Klarinettisten. Für 1 oder mehrere Klarinetten, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2005
erschienen in: üben & musizieren 4/2006 , Seite 71

Die pädagogischen Ambitionen des jungen österreichischen Klarinetten-Duos Stump/Linshalm, das mit Neuer Musik bestens vertraut ist, zeigen sich in vorzüglicher Weise in dieser wichtigen Neuerscheinung des Verlags Doblinger. Clarinet Update ist eine pädagogisch aufbereitete Sammlung von Spielstücken, die dem Erlernen der neuen Spieltechniken auf der Klarinette dient. Die Herausgeber zeichnen für die schülergemäßen Erläuterungen und das Konzept verantwortlich, das sie zusammen mit einem jungen österreichischen Komponistenteam umgesetzt haben.
Im Zentrum steht zwar das Vermitteln der zeitgenössischen Spieltechniken, aber ebenso wichtig sind die kreativen Impulse, die z. B. gleich zu Beginn durch die musikalische Darstellung eines Bildes (Am Meer) angeregt werden. Entscheidungen der InterpretInnen sind bei der Realisation der Quadratspiele von Christoph Herndler zu treffen, die aus seiner Sammlung Notationen 90-94 stammen.
Für jedes neue klangliche Phänomen gibt es eine kurze Komposition, die dem Horizont und der Vorstellungswelt von SchülerInnen angepasst ist. Mehrklänge finden in dem Duo Am Bahnhof von Bernhard Gander ihren musikalisch überzeugenden Platz, im kurzen Dialog von Donna Wagner Molinari werden Klangfarben-
triller eingesetzt, während Bertl Mütter eine attraktive Glissando-Studie für das Fingerglissando im Bereich von d’-g’ beigesteuert hat.
Mikrotöne werden effektvoll von möglichst vielen Klarinettisten nach einer Idee der Herausgeber als Trillerbienen umgesetzt. Klappen- und Luftgeräusche sowie weitere Aktionen werden in den Duos von Hannes Raffaseder No noise beziehungsweise Gerald Futscher Für die Fische als Klangelemente einbezogen. Diese beiden Stücke sind spieltechnisch schon etwas anspruchsvoller. Neben zwei weiteren Stücken von Johannes Kretz und Gerald Resch werden weitere Techniken wie Flatterzunge, smorzato, Slap, Zahnton und die Zirkularatmung erklärt. Alle neuen Techniken können dann in Jorge Sánchez-Chiongs Spielanweisung für „Kampf der Sauriermutanten“ läuft auf einem anderen Sender verwendet werden. Clarinet update ist nicht als progressives Lehrwerk aufgebaut, vielmehr können die Stücke auf unterschiedlichem Leistungsstand eingesetzt werden. Manche Idee ist durchaus bereits nach dem ersten Unterrichtsjahr durchführbar. Ideal ist der Einsatz des Hefts im Gruppenunterricht. Besonders erfreulich ist die geschickte Auswahl der Kompositionen: Sie öffnen den Weg zur Neuen Musik, denn sie klingen alle sehr gut und haben nichts Etüdenhaftes oder gewollt Experimentelles an sich. Davon kann man sich durch die beigelegte und von den Herausgebern und Wolfgang Kornberger exemplarisch interpretierte CD (Spieldauer 45 Minuten!) überzeugen.
Clarinet update sollte Bestandteil jeder Lehrernotenbibliothek sein und es wäre dringend zu wünschen, dass die Herausgeber weitere Kompositionen dieser Art anregen und schnellstens ein zweites Heft folgen lassen.
Heribert Haase