Feld, Jindrich

Erinnerung an Mozart

für Zauberflöte solo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Zimmermann, Frankfurt am Main 2005
erschienen in: üben & musizieren 4/2006 , Seite 72

Jindrich Feld stammt aus Prag und liebt Mozart, wie sollte es auch anders sein. Zudem kennt und liebt er die Flöte, wie man an der stattlichen Werkliste für dieses Instrument unschwer erkennen kann. Das Solostück Erinnerung an Mozart entstand bereits im Jahr 2001, einem Wunsch András Adorjáns folgend. Das Mozart-Jahr ist nun ein willkommener Anlass, es mit einem persönlich gehaltenen Vorwort des Komponisten herauszugeben.
Feld verbindet darin Motive aus Mozarts Zauberflöte mit eigenen Ideen, wobei er seiner Fantasie freien Lauf lässt. Die Zauberflöte wurde einst, wie Pamina zu berichten weiß, aus dem Holz der tausendjährigen Eiche bei „Blitz und Donner“ herausgeschnitten, vielleicht eine Art Antizipation des Genieblitzes, der Böhm die Idee seiner Flöte „so und nicht anders“ eingab? Jedenfalls beginnt das Stück wie ein Blitzschlag mit einem c”” im fortissimo, es folgen splitternde staccato-Sechzehntel, zerstäubende Flageoletts, Klappeneffekte.
Der bekannte Marsch, der in der Oper Pamina und Tamino wohlbehalten durch Feuer und Wasser führt, schließt sich an. Feld versteht ihn als Kernidee des Stücks, und zwar wegen seines unterschwelligen Humors, wie er im Vorwort bemerkt. In der Tat begleitet dieser Marsch eine existenzbedrohende Situation, die der Opernbesucher, um das gute Ende wissend, so ernst aber gar nicht nimmt. Diese Ambivalenz macht der Komponist deutlich, indem er die Paukenstimme von der Flöte mitspielen lässt. Die dazu nötigen tiefen Töne außerhalb des Flötenumfangs entstehen, wenn die Zunge das Mundloch verschließt und so aus der Flöte eine gedackte Pfeife macht. Durch einen gleichzeitigen heftigen Luftstoß können diese Töne durchaus tragfähig sein, der Klang liegt immer ungefähr eine Septime unter dem gegriffenen Ton. So kann, von h als tiefstem Ton der modernen Flöte ausgehend, das Stück mit dem kleinen c enden und damit einen Tonraum von vier Oktaven umspannen.
Bis es nach etwa vier Minuten Spieldauer soweit ist, huschen Gefühle, Erinnerungen, Gedanken der Protagonisten phantasmagorisch vorüber, man erkennt das Motiv der Bildnisarie und Papagenos Rufen, auch die blitzschnell auszuführenden Flageoletteffekte der freien Teile erinnern an Papagenos Vogel-Pfeifchen, dazwischen Ruhe bringend der zweite Teil des Marschs. Im Schlussabschnitt schließlich ruft ein ziemlich unvermitteltes f”” die Königin der Nacht in Erinnerung.
Diese Erinnerung an Mozart ist eine Art Feuerprobe für Interpreten, keineswegs nur ein effekthaschendes Zugabestück. Es ist Jindrich Feld gelungen, die Irritationen und Ängste der Opernfiguren auf kleinstem Raum vorüberziehen zu lassen und in seiner persönlichen musikalischen Sprache die Gegensätze „modern“ und „verständlich“ mühelos miteinander zu verbinden.
Ursula Pesek