Svoboda, Mike / Michel Roth

Die Spieltechnik der Posaune

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2017
erschienen in: üben & musizieren 2/2018 , Seite 55

Die Aufgaben der Posaune lagen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hauptsächlich im Ensemb­lespiel. Mit getragenen Tonfolgen, Akkorden oder Haltetönen war die Variierung der klanglichen Behandlung überschaubar. Neben dem späteren Einsatz als gleichberechtigte thematische Mittelstimme im meist polyfonen Satz entwickelten sich immer mehr die ausgesprochenen Posaunensoli bis hin zum großen konzertanten Solo. Auf der Suche nach neuen Klangwirkungen im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Musik werden die Anforderungen an die technische Geläufigkeit des Posaunenspiels immer höher.
Hier setzt der Band Die Spieltechnik der Posaune an. Nach kurzer Vorstellung der verschiedenen Posaunentypen und ihrer historischen Einbettung konzent­rieren sich die beiden Autoren Mike Svoboda und Michel Roth auf die Tenorposaune, das Stamm- und Standardinstrument in der Posaunenfamilie. Das Kapitel, das sich mit der instrumentalspezifischen Tonerzeugung, Notierung, Artikulation und Zugtechnik auseinandersetzt, bietet mit Sicherheit auch für erfahrene InstrumentalistInnen und KomponistInnen einige unbekannte Details. In den nachfolgenden fünf Kapiteln werden die in der Neuen Musik gängigen Spieltechniken und die dazugehörigen Klangqualitäten umfassend behandelt.
Die Stärke dieser Publikation liegt in der besonders praxis­nahen Darstellung diverser Techniken der zeitgenössischen Spiel­praxis. Der Bogen spannt sich von Klangmodulationen über Mik­rointervalle, Multiphonics, die Kombination mit der Stimme bis hin zu speziellen Klangerzeugungen. Die Vielfalt der Terminologie und Schreibweisen sämtlicher Extended Techniques kann Verwirrung stiften. Doch die Autoren versuchen, durch die Vermittlung wissenswerter Hintergründe zur Entwicklung des Repertoires und die ausführliche Besprechung von Literaturbeispielen Klarheit zu schaffen.
Unterstützt wird dieses Bemühen durch Sound Files und Etüden, die als Download zur Verfügung stehen. Die Zweisprachigkeit in Deutsch und Englisch ist ein weiterer Pluspunkt, sowohl für eine effiziente Nutzung als auch im Sinne der Interkultura­lität. Den renommierten Verfassern ist mit ihrem Kompendium eine glückliche Verbindung aus Theorie und Praxis gelungen, die viele InteressentInnen finden wird.
Juliane E. Bally