Kemper-Moll, Axel

Modern Piano School

Klavierschule für Jugendliche & Erwachsene, Band 1 und 2/ CD 1 und 2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Art-Edition/Axel Kemper-Moll Verlag, Offenbach am Main 2017
erschienen in: üben & musizieren 3/2018 , Seite 55

Axel Kemper-Moll betreibt in Offenbach eine private Musikschule und einen Verlag, dessen erste und bislang einzige Veröffentlichung aus dieser Klavierschule besteht. Im Untertitel bezeichnet der Autor sie als „die schönste Sammlung, klassisch & modern“. Damit umreißt er etwas plakativ sein Ziel, anhand einer motivierenden und stilistisch vielseitigen Stückauswahl von Anfang an die Musizierlust der Lernenden zu wecken. Ein wesentliches Mittel dazu sind drei- und vierhändige Arrangements, die schon die einfachsten Beispiele klanglich aufpeppen. Für das häusliche Üben ersetzt eine CD den Musizierpartner.
Obwohl die Schule erkennbar um Modernität bemüht ist, erscheint sie in ihrer Methodik recht altbacken. Außer dem Hinweis, langsam in kleinen Einheiten zu üben, findet sich hier nicht viel. Vor allem verschenkt Kemper-Moll die Möglichkeit, den klanglichen Reichtum des Klaviers anhand exemplarischer Stücke zum Erlebnis werden zu lassen. Stattdessen findet man zu Beginn des ersten Bandes ­eine trockene Aufzählung der dynamischen und artikulatorischen Bezeichnungen. Dem Legatobogen begegnet man übrigens im gesamten Lehrwerk nie wieder, da Kemper-Moll der Auffassung ist, Artikulation lasse sich am besten über das Gehör lernen, und daher nur vereinzelt Staccatopunkte notiert. Deren mu­sikalischer Sinn erschließt sich auf diese Weise allerdings nicht und der Umgang mit Notentexten außerhalb der Klavierschule wird nicht gelernt.
Kemper-Moll ist erkennbar in der Popmusik zu Hause. Musikalisch am besten sind seine Arrangements amerikanischer Standards wie Oh, when the Saints oder Wade in the Water. Seine eigenen Kompositionen kommen durch eingängige Melodik und Harmonik dem Geschmack vieler Jugendlicher entgegen. Die klassischen Beispiele dagegen müssen sich zum Teil absurde Entstellungen gefallen lassen. Am schlimmsten trifft es den 3. Satz der Sonate Pathétique op. 13 von Ludwig van Beethoven, den Kemper-Moll als vierhändiges Arrangement anbietet. Die Melodie des Hauptthemas wird nach a-Moll transponiert und ohne jegliche Dynamik- und Artikula­tionsbezeichnungen auf die beiden Hände des Schülers verteilt. Für den Lehrer gibt es zwei stilistisch völlig unpassende Begleitungen zur Wahl, die jede Assoziation an klassische Musik tilgen und das Stück auf das Niveau eines Handy-Klingeltons zurechtstutzen.
Auch dort, wo er die Noten nicht verändert, stellt sich der Autor in störender Weise zwischen die Kompositionen und die Lernenden: Im ersten Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach gibt er recht eigenwillige dynamische Bezeichnungen vor, während er im Altfranzösischen Lied von Peter Tschaikowsky die meisten originalen Vortragsbezeichnungen weglässt.
Sigrid Naumann