Perkin, Alexander

Ten Coloured Candies

Zehn kurze Klavierstücke mit Akkordfolgen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: vierdreiunddreissig, München 2017
erschienen in: üben & musizieren 3/2018 , Seite 55

Der Darmstädter Klavierpädagoge und Pianist Alexander Perkin möchte mit diesem Heft zum Duo­spiel mit einem Blasinstrument in B und gleichzeitig zur Improvisation anregen. Dazu gibt es zehn ausnotierte acht- bis zwölftaktige Klavierstücke in unterschiedlichen Stimmungen und Charakteren, denen jeweils eine in Akkordsymbolen geschriebene Improvisationsanleitung folgt. Die einzelnen mit Candy betitelten Solostücke dienen als Präludium bzw. Intro zu einer Improvisation und sollen zum Abschluss wiederholt werden. Zu neun Candies sind vierstimmige Vocals (SATB) als Ergänzung beigefügt, die durch ­Instrumente oder Gesangsstimmen ausgeführt werden können. Hier darf man allerdings keinen ausgefeilten vierstimmigen Satz erwarten.
Die Grundidee von Alexander Perkin, durch stimmungsvolle Charakterminiaturen in die jeweilige Improvisation einzuführen, ist durchaus gelungen. In den harmonisch dichten Candies finden wir Jazz-und Bluesstimmungen genauso wie ein spannungsvolles Ostinato um den Ton D oder einen Choral im Adagio grave. Candy VIII ist im Prestissimo auszuführen, wobei die geschickt angelegte Achtelbewegung scioltamente, also frei im Vortrag gestaltet werden kann.
Irritierend sind allerdings zahlreiche enharmonisch falsch notierte Akkorde. So müsste es beispielsweise in Candy III ein eis’ im Cis-Dur-Septakkord sein und kein f’. Zudem steht in Takt 4 im Bassvocal der Ton Fis, während im Piano gleichzeitig in derselben Lage ein F klingen soll. Im fünften Candy erklingt in Takt 6 H-Dur mit großer Septime, in den Vocals sind fälschlicherweise die Töne b und es’ notiert und auf der dritten Zählzeit steht im Klavierdiskant gis’ parallel zum Sopranvocal-Ton as’. Im siebten Candy ist in Takt 10 ein Des-Dur-Sextakkord mit cis notiert. Im Choral (Candy IX), bei dem auch die Taktzählung nicht stimmt, steht im vorletzten Takt ein D-Dur-Dominantseptnonakkord, an Stelle von es’ ist dort ein irreführendes dis’ notiert.
Autor und Verlag wären gut beraten, zunächst die harmonielehretechnischen Fragen zu klären und dann mit einem gründ­licheren Lektorat die zahlreichen Fehler zu beheben. Diese lenken von der eigentlichen Grundidee ab und sorgen in der vorliegenden Form nur für Irritation. Dann könnten auch im letzten Stück die überflüssigen Auflösungs­zeichen in den ersten beiden Takten entfernt werden und weitere enharmonische Überlegungen greifen.
Christoph J. Keller