Fernández, Alexis

Drei leichte Duette

für Violoncello und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ponticello Edition, Mainz 2018
erschienen in: üben & musizieren 6/2018 , Seite 56

Der Komponist Alexis Fernández stammt aus Uruguay. Bereits als Kind erlernte er das Violin- und Klavierspiel, sang im Chor, schrieb Gedichte und war fas­ziniert vom Zusammenspiel von Wort und Musik. Nach einem Philosophiestudium in seiner Heimat kam er nach Deutschland, um die pianistische Ausbildung zu vertiefen. Inspiriert durch seine Lehrer widmete sich Fernández auch dem Komponieren. Nach Tre parti für Cello solo ist nun ein weiteres Werk bei Ponticello erschienen: Drei leichte Duette für Violoncello und Klavier.
Fernández’ Tonsprache zeigt sich in den Stücken gemäßigt modern, beide Instrumente agieren als gleichberechtigte Partner. Im ersten Duett (ohne Titel) wechseln sich ruhige, klanglich wirkungsvolle Teile mit raschen, rhythmisch bestimmten Abschnit­ten ab. Nach einer langsamen Einleitung (Adagio) beginnt die erste lebhafte Passage (Allegro). Hier spielt der Komponist mit einfachen rhythmisch-melodischen Motiven. Sie werden obsessiv wiederholt und verändern dabei stetig ihre intervallischen Strukturen: Mal werden die Motive gespreizt, dann ziehen sie sich wieder zusammen, sie werden umgekehrt, treten rhythmisch versetzt und auch direkt im Dialog zwischen Cello und Klavier auf. Den markanten Schluss bildet eine bis zum ff gesteigerte Reminiszenz an den Anfang.
Im zweiten Duett (Orientalisch) steht gesang­liches und zurückhaltendes Spiel im Vordergrund. Die Musik bewegt sich (bis auf wenige Ausbrüche) in leisen Regionen und schafft so einen deutlichen Kont­rast zum ersten Duett. Die Chromatik mit ihren modalen Einschlägen und den variabel genutzten Halbtonfärbungen repräsentiert das titelgebende orientalische Kolorit.
Im dritten Stück (Harlekin und Colombine) betreten zwei Figuren der Commedia dell’Arte die Bühne. Harlekin und Colombine „spielen“ eine musikalische Szene: Begegnung, Passion und Abschied. Zunächst erscheint Harlekin auf der „Bildfläche“. Seine Späße werden musikalisch durch rhythmische Klopfaktionen des Cellisten und luftig arpeggierte Akkorde des Pianisten mit un­regelmäßigen Akzenten umgesetzt. Ein langes Cello-Glissando kündigt den Auftritt Colombines an. In der Folge kommt es zunehmend zu motivischer Interaktion. Die Szene wird musikalisch immer lebhafter und mündet im Tempo di Valzer. Leidenschaft und naive Fröhlichkeit nehmen ihren Lauf. Verdreht Columbine dem Harlekin den Kopf? Spiel­anweisungen wie doloroso und morendo deuten schon bald den Abschied an. Die Klopfgeräusche entfernen sich immer mehr, die Szene verklingt.
Die Anforderungen der Drei leich­ten Duette liegen nicht so sehr im technischen Bereich, sondern fordern die InterpretInnen heraus, unterschiedliche Klangwelten und Charaktere auf ihren Inst­rumenten zu gestalten und eine Szene musikalisch lebendig umzusetzen.
Anna Catharina Nimczik