Haas, Peter M.

Akkordlehre ganz konkret

Band 1: Grundlagenwissen / Band 2: Akkordwissen / Band 3: Jazzharmonik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Peter M. Haas, Berlin 2018
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 59

Der Berliner Akkordeonist Peter M. Haas ist bislang durch einige Veröffentlichungen zur Pädagogik des Akkordeonspiels bekannt geworden. Nun legt er im Selbstverlag eine dreiteilige Akkordlehre vor und verleiht den Bänden einen plakativen Untertitel: „ganz konkret“. Damit ist die Linie vorgegeben. Haas vermeidet abgehobene Gedankengebilde, selbstverliebte Formulierungen und möchte bloß nicht zu akademisch daherkommen.
Dass er mit diesem Konzept eine Zielgruppe zu erreichen sucht, die eine wie auch immer geartete „Phobie“ vor dem vermeintlich grauen oder schwer zu durchschauenden Alltag der Musiktheorie hat, rechtfertigt seine Vorgehensweise zunächst. Denn Haas geht überaus geschickt vor. Seine Erklärungen sind bildhaft, die Sachverhalte werden oft durch Literaturbeispiele untermauert und die von ihm gepflegte Sprache ist fluffig und locker.
Dass der Autor methodisch Funktionstheorie, Stufentheorie und Akkordsymbolik nebeneinander verwendet, teils auch gegeneinander ausspielt, ist verwirrend, macht aber das Arbeiten etwas bunter. Ob es hilfreich ist, bleibt die große Frage, denn Haas’ Klientel wird wohl eher ­eine klare Orientierungslinie erwarten. Vielleicht wäre es daher besser gewesen, sich ganz auf die vom Autor ohnehin bevorzugte Akkordsymbolschrift zu beschränken.
Die inhaltliche Bandbreite des Lehrstoffs umfasst das gesamte musiktheoretische Spektrum vom Ton-ABC über Skalen, Intervalle, Tongeschlechter, Quintenzirkel, Pentatonik, Kadenzen, „Akkorde im Sechserpack“, Progressionen und entfernte Terzverwandtschaften bis hin zu Jazztypen wie Vierklänge, „Upper structure“ und Substitution. Schmerzlich vermisst man eine ausführlichere Darstellung der harmoniefremden Töne. Lediglich an zwei Stellen werden Durchgang und Vorhalt kurz gestreift.
Die Gliederung der drei Bände ist im Übrigen ganz traditionell: Grundlagen der Allgemeinen Musiklehre, Harmonielehre und Jazzharmonik. Das Lehrkonzept sieht dabei vor, dass man die zur Erläuterung durchaus passend gewählten Literaturbeispiele auf der Website des Autors durch Anklicken entsprechender Audiotracks im Original abhören kann. Das Übungsmaterial besteht schwerpunktmäßig aus internationalen Volksliedern, im Jazzband verwendet Haas (wohl aus rechtlichen Gründen) vorrangig eigene Melodievorlagen.
Der große Nachteil von Haas’ Veröffentlichung wird ganz sicher der Preis sein. Wer alle drei Bände nacheinander kauft, muss 74,40 Euro bezahlen. Zwar wirbt der Autor auf seiner Website mit einem Rabatt von 33 Prozent, wenn man alle drei Bände zusammen bestellt. Aber auch der Preis von 49,80 Euro ist noch viel Geld. Dafür hat man dann aber den Zugriffscode auf die Lösungsmodelle des Autors.
Thomas Krämer

[Nachtrag 31.10.2019: Inzwischen wurde der Preis reduziert: Jeder Band kostet nun 19,85 Euro, alle drei im Gesamtpaket 39,70 Euro.]