EPTA European Piano Teachers Association (Hg.)

Klavier und Bewegung

Dokumentation 2017/18. Beiträge vom Kongress in Weimar 2017 und vom Seminar in Stuttgart 2018

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Staccato, Düsseldorf 2019
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 60

Die diesjährige EPTA-Dokumentation enthält inhaltlich fundierte Beiträge zum komplexen Thema der Bewegungsabläufe beim Klavierspiel, vor allem aus medizinischer Sicht. So beschäftigt sich Horst Hildebrandt, Leiter der Musik- und Präventionsmedizin an den Musikhochschulen in Zürich und Basel, mit der Disposition des Spielers am Instrument und mit ergonomischen Aspekten des Instrumentalspiels. Dabei stellt er das ­Wagnersche Handlabor aus ­Zürich vor, wo mit spezifischen Messinstrumenten Flexibilität und Leichtigkeit von Hand- und Unterarm­bewegungen festgestellt werden können. Nach computerbasierten Auswertungen kann dort ein individuelles Handprofil erstellt werden. Konkrete Fallbeispiele und verschiedenartige Hilfestellungen runden diesen gehaltvollen Beitrag ab.
Von der Einheit des Körpers mit dem Klavier handelt Henriette Gärtners Artikel „Musik im Fluss“. Unter dem Aspekt der hohen geistigen und körperlichen Beanspruchung im Musikerberuf behandelt sie die Ökonomie der Musizierbewegungen. Besonders betrachtet die Autorin die Funktion des sensomotorischen Systems mit seiner Zielsensomotorik (konkrete Zielstellung) und der Stützsensomotorik (Haltung und Gleichgewicht). Es wird auf das notwendige Zusammenspiel der Muskeln (myofasziales System) in den angestrebten, ganzheitlich ausgerichteten Bewegungsabläufen hingewiesen. Zudem gibt es instruktive Anregungen durch Trainingsprogramme für die Haltungsökonomie und zur Vermeidung negativer Bewegungsmuster. Lampenfieber kann Auswirkungen auf körperlicher, emotionaler und gedanklicher Ebene haben. Mentales Üben auf Grundlage von Konzentration und Entspannung kann Fehlhaltungen, Verspannungen und verkrampften, oft unkontrollierten Verhaltensweisen vorbeugen.
Martin Widmaier stellt in seinem differenziellen Bewegungslernen am Klavier unterschiedliche Übe- und Spielformen vor, die ebenfalls auf ein Gleichgewicht von Muskel- und Schwerkraft abzielen. Diese sollen im pädagogischen Dreischritt von Variation, Selektion und Stabilisierung erarbeitet werden.
Karl Betz beschäftigt sich anhand charakteristischer Beispiele der pianistischen Konzertliteratur mit dem künstlerischen Pedalisieren. Dabei wird beispielsweise das Ausfiltern bestimmter Vorhaltstöne und das Finger­pedal behandelt. Auch weist der Autor auf häufige Pedalfehler hin, wie das Verschmieren der Klänge bei unsauberem Wechsel, unvollständig erfasste weite Griffe oder ­überflüssige, die Harmonie vernachlässigende Pedalwechsel.
Weitere Beiträge unter dem Motto „Von der Skizze zum Bild“ ­befassen sich mit dem musizierenden Lernen im Unterricht, zu Hause und im Schülervorspiel. Diese Dokumentation enthält für alle aktiven MusikerInnen wertvolle und gewinnbringende Informationen.
Christoph J. Keller