Wehlte, Adrian

Kanonische Etüden

für 3-4 Querflöten/für 3 Blockflöten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Floeno, Dinkelsbühl 2018
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 65

„Etüden sind langweilig!“ FlötenlehrerInnen, die des Öfteren mit diesem Statement ihrer SchülerInnen beglückt werden, aufgepasst: Mit den zwei Bänden kanonischer Etüden für Flöten, respektive ­Altblockflöten, die der Schweizer Block-, Travers- und Querflötist Adrian Wehlte herausgebracht hat, könnte sich der ­Enthusiasmus der Flötenaspiranten steigern lassen – gibt es doch hier mal nicht nur Etüden für eine Flöte, sondern auch solche für zwei bis vier. Und gemeinsam zu flöten hat doch schon immer mehr Spaß gemacht als alleine!
Einer der Bände richtet sich dabei an drei bis vier Querflöten, der andere an drei Blockflöten. Die Besetzungen der Querflöten-Etüden reichen dabei von zwei bis drei kanonisch sich ergehenden Flöten mit Begleitstimme (Flöte in C oder Altblockflöte); für die Altblockflöten gibt es drei Etüden, die für jeweils zwei Flöten und Begleitstimme vorgesehen sind, wobei die Begleitung hier teils auf Alt- oder Bass-, teils auf ­Tenorblockflöte stattfinden soll. Im Anhang des Querflötenbandes findet sich noch eine nur einzeilige kanonische Tonleiterübung aus der Feder Georg ­Philipp Telemanns, dekliniert durch zehn Tonarten, mit der man sich sozusagen für die größeren Aufgaben warmspielen kann.
In der Tat sollte man sich für die Etüden warm anziehen, denn die sind nicht ganz leicht: Schon hinsichtlich des Ambitus nutzt Wehlte die Möglichkeiten der jeweiligen Instrumente (nahezu) voll aus, aber die Hauptschwierigkeit besteht sicherlich darin, dass all die – relativ kurzen – Soggetti, die ziemlich streng kanonisch ablaufen, jeweils durch verschiedene Tonarten gejagt werden. Das beginnt beispielsweise mit sechs Takten A-Dur, es folgt D-Dur, G, C, F, B und so weiter, bis das Stück dann über Ces, H und E-Dur wieder in A-Dur landet. Im Blockflötenband sind die Tonarten an das Instrument angepasst, die Stücke auch sonst in einigen kleinen Aspekten verändert; die Themen und der Gestus stimmen in Quer- und Blockflötenfassungen aber überein. Und so gilt für beide Bände: Mit den Griffen für auch ungebräuchlichste Vorzeichen dürften die SpielerInnen nach diesen Etüden keine Schwierigkeiten mehr haben.
Tempi und Artikulationen bleiben dabei aber bis auf die zweite Etüde (Presto!) im Wesentlichen dem jeweiligen Interpreten überlassen, sodass immerhin die Möglichkeit besteht, je nach Können der SchülerInnen ein wenig zu variieren.
Harmonisch sind die Stückchen naturgemäß nicht unglaublich spannend, warten jedoch mit einigen unerwarteten Übergängen auf und sind vom Charakter her so unterschiedlich, dass man sie alle spielen kann, ohne sich zu langweilen – auch wenn die Themen hauptsächlich auf Tonleitern und Akkordbrechungen beruhen. Der Druck ist gut gelungen und die Einzelstimmen überzeugen durch Blätterfreundlichkeit. Also: Ran an die Etüde!
Andrea Braun