Bossen, Anja

Zwischen Enthusiasmus und Frust

Kommentar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 5/2015 , musikschule )) DIREKT, Seite 01

Der tiefgreifende Wandel des Schulsystems und damit des Musikschulsystems schrei­tet unvermindert fort und schlägt sich in einer anhaltend hohen Nachfrage nach Kooperationen zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen nieder, der die Musikschulen oft kaum nachkommen können. Doch obwohl bei den meisten Lehrkräften eine grundsätzliche Begeisterung für Kooperationen durchaus vorhanden ist, ist der Arbeitsalltag vieler Musikpädagoginnen und -pädagogen eher von Frustration geprägt als von Erfolgserlebnissen. Disziplinprobleme mit Schülerinnen und Schülern, Auseinandersetzungen mit Erzieherinnen oder Lehrkräften der allgemein bildenden Schulen, mangelhafte Organisation und andere Probleme gehören zu den Alltagserfahrungen.

Dafür ist auch die Bildungspolitik verantwortlich zu machen, die es bisher versäumt hat, die musikalische Bildungslandschaft bewusst neu zu strukturieren und zu gestalten. Berufsbilder verschwimmen oder werden beliebig, Zuständigkeiten und ­Berufsfelder prallen aufeinander, jeder scheint ungeachtet seiner Ausbildung alles unterrichten zu können, an vielen Schulen herrschen hinsichtlich Organisationsstrukturen chaotische Zustände. Dabei müsste die Bildungspolitik nicht einmal selbst ein Modell zur Neustrukturierung der musikalischen Bildungslandschaft entwickeln, denn bereits 2013 hat Hans Jünger als erster ein Modell musikalischer Bildung geschaffen, das die Potenziale, Ziele und Aufgaben der schulischen und außerschulischen musikalischen Bildungsinstitutionen und Lehrkräfte umfassend beschreibt und Zuständigkeiten bzw. Abgrenzungen von Berufsgruppen klar skizziert. Dieses Modell stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor.

Doch nicht nur auf der bildungspolitischen Ebene gibt es Probleme, sondern auch in der alltäglichen Zusammenarbeit zwischen schulischen und außerschulischen ­Pädagogen. Ein erheblicher Teil ist dabei mangelhafter Kommunikation geschuldet. Dies stellt für die beteiligten Lehrkräfte eine oft erhebliche Belastung dar und gefährdet den Erfolg von Kooperationen. Was Lehrkräfte tun können, um erfolgreich zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten – auch wenn die Rahmenbedingungen nicht immer optimal sind –, zeigt Micaela Grohé in ihrem Beitrag.
musikschule )) DIREKT wird sich aufgrund der unverminderten Aktualität auch weiterhin mit dem Thema Kooperation befassen, mit der Absicht, auf diese Weise ­einen Teil zum Gelingen von Kooperationen beizutragen.