Gretsch, Stefan

Wer geht mit nach Rummelskirchen…

Kommentar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 4/2014 , musikschule )) DIREKT, Seite 01

…wo die siebzehn Bauern saßen, die die achtzehn Schinken aßen: Die meisten mei­ner Schüler erinnern sich an das Lied von den siebzehn Bauern als einen der Renner aus dem Anfangsunterricht am Klavier. Denn alle Erstklässler begreifen die thema­tische Brisanz sofort und entwerfen mit leuchtenden Augen oft sehr interessante und zugegeben nicht immer gewaltfreie Lösungsansätze.

Zwar sind es in Berlin nur zwölf Bauern (sprich: Musikschulen) und der achtzehnte Schinken heißt „2,5 Millionen Euro on Top für 2014 und 2015“. Aber die seitdem entbrannte Diskussion um die Verteilung offenbart nicht weniger Komik als im Lied von den Bauern. Zur Erinnerung: In Berlin wird der Unterricht zu weit mehr als 90 Prozent von Honorarkräften erteilt. Über deren prekäre Situation ist bundesweit berichtet worden. Deshalb kämpfen die Musikschulen seit Jahren um die Schaffung von wesentlich mehr Stellen. So gesehen sind 2,5 Millionen zwar immer noch sehr wenig, aber immerhin…

Da beschließt also der Berliner Senat zusätzliche Mittel für die Musikschulen. Und was passiert? Gleich nach dem Beschluss im Dezember 2013 wirft die Senatsbildungsverwaltung zum Auftakt erst einmal eine Nebelkerze: Die Volkshochschulen seien an dem Kuchen zu beteiligen. Davon steht im Haushaltsbeschluss kein Wort! Wohl aber eröffnet er die Möglichkeit, dringend benötigte Stellen in den Musikschulen zu schaffen. Wegen der harten Personalkürzungsauflagen haben die Bezirke jedoch wissen lassen, dass diese Mittel nur für Unterrichtshonorare ausgegeben werden dürfen.

Aus der Gerüchteküche ist nun zu hören, dass der Finanzsenator vielleicht doch den Bezirken erlauben wird, zusätzliche, auf zunächst zwei Jahre befristete Stellen zu schaffen. Zwei Jahre? Selbst wenn noch vor dem Sommer neue Stellen zugelassen werden, dauert es erfahrungsgemäß einige Monate bis zur tatsächlichen Besetzung. Und auch Honorarmittel dieser Größenordnung können nicht immer so aus dem Stand ausgegeben werden. Die Aussicht, dass die Mittel mindestens im Jahr 2014 nicht mehr vollständig zum Einsatz kommen, ist sehr real.

Fazit: Nicht jedes Kind hat spontan eine tragfähige Lösung für den achtzehnten Schinken parat. Aber keines kam je auf die Idee, das gute Stück einfach vergammeln zu lassen.