Wegele, Ulrike Theresia

Orgelschule mit Hand und Fuß

Band 1. Für Anfänger, Wiedereinsteiger und Autodidakten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2019
erschienen in: üben & musizieren 1/2020 , Seite 62

Eine Instrumentalschule, die sich ausdrücklich auch an Kinder (ab acht Jahren) richtet und ohne Detektive, Einhörner, Ritter und Feen auskommt – dass es so etwas noch gibt, lässt die Rezensentin laut jubeln!
Doch auch ältere Lernende oder Wiedereinsteiger sind hier angesprochen, ob mit oder ohne Lehrer. Insofern beginnt diese – insgesamt dreibändige – Orgelschule der deutsch-österreichi­schen Organistin und Orgeldozentin Ulrike Theresia Wegele denn auch ganz richtig mit dem Erlernen der Notenschrift, was schnell und effektiv abgehandelt wird, obwohl sich die Schule dezidiert auch für SchülerInnen eig­net, die noch kein Klavier oder ein anderes Instrument spielen. Mit dem Notenlernen einher geht aber auch das Training der beiden Hände und des Pedalspiels, weswegen auch bereits Notenkundige nur um wenige Übungen dieses Eingangsteils herumkommen.
Doch hat man sich erstmal bis Seite 39 durchgebissen, geht es auch schon mit den ersten kleinen Vortragsstückchen los. Betrachtet man alle drei Bände kann man dabei in dieser Orgelschule Literatur aus acht Jahrhunderten kennenlernen, während der vorliegende erste Band gerade anfangs vor allem Eigenkompositionen der Autorin bietet, später immerhin auch einige kleine Werke aus Barock und Klassik.
Auch Grundlagen der Musiktheorie werden kurz erläutert; das liturgische Orgelspiel bleibt jedoch außen vor. Hilfreich für die Unterrichtspraxis wäre vielleicht noch gewesen, die einzelnen Stücke mit Nummern zu versehen, denn Anweisungen wie „2. Übung auf S. 63“ führen erfahrungsgemäß leicht zu Fehl­interpretationen („wie, die zwei Zeilen auf Seite 64 hätte ich auch üben sollen?“).
Ein sehr positiver Aspekt ist sicherlich, dass von Anfang an zur Improvisation angeregt wird. Dass dafür sogar leere Notenzeilen eingefügt sind, scheint überflüssig – ein schlichtes Notenheft würde es auch tun, böte mehr Platz und wäre handlicher, gerade bei Korrekturen. Aber nichtsdestotrotz wird diese für OrganistInnen so unerlässliche Fertigkeit immer wieder angesprochen und angeregt.
Und sollte man als AutodidaktIn dabei an seine Grenzen geraten, weil die Anweisung „Erfinde ein Stück für die rechte Hand“ AnfängerInnen zunächst leicht ratlos auf der Orgelbank verharren lässt, dann wird einem auch hier geholfen! Denn ein entscheidender Pluspunkt dieser Schule ist, dass man auf Wegeles Website beziehungsweise auf YouTube kleine Videos findet (auf die mit Nummern verwiesen wird), in denen die Autorin höchstselbst an der Orgel erklärt und präsentiert, was konkret gemeint ist. Insofern mag vielleicht ein Achtjähriger dennoch die Unterstützung eines Lehrers benötigen, doch als Erwachsener dürfte man mit Schule und Videos ausgesorgt haben – zumindest, was das Literaturspiel betrifft. Also: Ran an die Orgel!
Andrea Braun