Dall’Abaco, Giuseppe Clemente

35 Sonaten

für Violoncello und Basso con­tinuo, Band 1: 6 Sonaten (ABV 12-17), Erstausgabe, Urtext

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Walhall, Magdeburg 2021
erschienen in: üben & musizieren 6/2022 , Seite 62

Bemerkenswerte 35 Sonaten für Violoncello und Basso continuo umfasst das Œuvre des italienischen Cellisten und Komponisten Giuseppe Clemente Dall’Aba­co (1710-1805). Entstanden sind die Werke vermutlich in der Zeitspanne zwischen 1730 und 1760, in der er europaweit als Cellist konzertierte. Mit insgesamt fünf Bänden legt die Edi­tion Walhall eine Urtextausgabe der Sonaten vor. Eine willkommene Veröffentlichung, da Dall’ Abaco als Komponist, mit Ausnahme der elf Capricci für Violoncello solo, bislang kaum Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte.
Seine Werke zeugen von einer stilistischen Bandbreite und kompositorischen Entwicklung, die sich von barocken Elementen hin zum galanten Stil – gekennzeichnet durch melodiöse Linien, harmonische Einfachheit und abrupte Affektwechsel – erstreckt. Zudem spiegeln sich Dall’Abacos eigene cellistische Fähigkeiten durch den gekonnten und variantenreichen Einsatz von Spieltechnik und Klangfarben des Instruments in seinen Kompositionen wider.
Der hier vorliegende erste Band verbindet sechs Sonaten (ABV 12-17), die alle in Dur-Tonarten stehen. Tänzerisch-wiegende Abschnitte, schwungvolle Sechzehntelfigurationen und synkopierte Themen bestimmen ebenso ihren Charakter wie kantable, lyrische Momente, in denen Dall’Abaco die Ausdruckskraft des Violoncellos geschickt zur Geltung bringt. „Gefällige, harmonische Sequenzen in Form wellenförmiger Arpeggios, Passagen mit Doppel- und Triplegriffen, Batteries (verschieden gebrochene Akkorde, die meist in den Rondeaus erscheinen)“ sowie „Bordun-Abschnitte mit leeren Saiten oder im Daumenaufsatz“ (Vorwort) bieten InterpretInnen reichlich Gelegenheit, technische Fertigkeiten zu trainieren bzw. zu demonstrieren.
Die Sonate ABV 15 sticht durch den Umfang von sechs Sätzen aus den ansonsten dreisätzigen Werken hervor. Besonders zu erwähnen ist zudem die Sonate ABV 17, die sich mit einem abwechslungsreichen Variationssatz von den übrigen Sonaten abhebt.
Elinor Frey – Cellistin und Expertin für Musik des 17. und 18. Jahrhunderts – folgt mit ihrer Edition der Cellosonaten von Dall’Abaco einer Abschrift aus der British Library. Die Ausgabe enthält zwei Partituren, von denen eine zusätzlich mit Generalbassziffern ergänzt wurde. Wenig Aufführungshinweise, keine Bezeichnung der Cellostimme (abgesehen von vereinzelten Daumenaufsatzzeichen), keine dynamischen Angaben sowie der Verzicht auf eine Aussetzung der Basso-Stimme für ein Tasteninstrument lassen darauf schließen, dass die Sonaten vorrangig für den professionellen Gebrauch konzipiert sind. Eine Verwendung für fortgeschrittene SchülerInnen ist ebenso denkbar: Mit den Sonaten unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades und Charakters lässt sich – didaktisch aufbereitet – musikalisch aus dem Vollen schöpfen.
Anna Catharina Nimczik