Wehlte, Adrian

Duetüden

für 1-2 Altblockflöten/für 1-2 C-Blockflöten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Floeno, Dinkelsbühl 2022
erschienen in: üben & musizieren 6/2022 , Seite 63

Sie hatten – im Zweifel mangels Gelegenheit zur Anwendung – den Griff fürs as auf der C-Blockflöte vergessen? Glauben Sie mir: Ein Durchlauf durch diesen Etüdenband, und er wird nie wieder entfleuchen! Die 12 zweistimmigen Etüden für Altblockflöten (in f) respektive 21 Etüden für Tenor- oder Altblockflöten in C-Griffweise, die der (Block-)Flötist und erfahrene Lehrer Adrian Wehlte herausgebracht hat, arbeiten sich durch alle Tonarten, Tonleitern und Dreiklänge. Die erste Stimme ist dabei theoretisch für den Schüler vorgesehen, die zweite für die Lehrkraft, doch natürlich können auch beide von SchülerInnen übernommen werden; wobei das Lernziel des jeweiligen Stücks vor allem in der ersten Stimme verfolgt wird, die zweite Stimme meist technisch anspruchsvoller ist.
Die Duetüden sind nicht nach Schwierigkeitsgrad angeordnet, sodass sich die Bände je nach Lernstand immer wieder einmal hervornehmen lassen: Dur- oder Molltonleitern, Doppelzunge oder Gabelgriffe, Oktav-Übungen, Chromatik oder Beweglichkeit des Daumens, Dreiklänge oder Pianogriffe – für alles gibt’s eine Duetüde, die zum passenden Zeitpunkt eingesetzt werden kann. Und natürlich lassen sich die Stücke auch nur einstimmig blasen; die Lehrerstimme nämlich dient weniger dem klang­lichen oder kontrapunktischen Reiz als der rhythmischen Stabilisierung der Oberstimme.
Damit noch nicht genug, besteht auch die Möglichkeit, etwa in den den Quintenzirkel durchschreitenden Stücken nur diejenigen Abschnitte herauszunehmen, die der Schüler oder die Schülerin hinsichtlich der Vorzeichen bereits beherrscht, und dann von Woche zu Woche fortzuschreiten: maximale Anpassungsfähigkeit also hinsichtlich der Einsatzgebiete und -zeitpunkte!
Klingt das dann auch schön? Naja. Ein Kanon von Georg Philipp Telemann im Altblockflötenband und das eine oder andere Dreiklangsstück mag einen gewissen Reiz besitzen; wobei Schönklang natürlich auch nicht die vordringliche Aufgabe einer Etüde ist. Im Großen und Ganzen scheinen die Duetüden aber eher funktional angelegt zu sein und für Vortragsabende bestenfalls als sportlich-virtuose Einlagen geeignet. Aber gerade dieser Aspekt mag die Stücke auch für (besonders jüngere) SchülerInnen attraktiv machen: Setzt man sie nämlich beispielsweise als tägliche Übung zum Warmspielen ein, kann der hoffnungsvolle Blockflötenadept hier gut seine wöchentlichen Fortschritte ablesen.
Für AnfängerInnen sind die Bände dennoch nicht geeignet: Die Stücke gehen sämtlich über eine Oktave hinaus und ganz ohne Vorzeichen läuft gar nichts (wenn man nun nicht mit einzelnen Takten anfangen möchte). Aber für leicht Fortgeschrittene hat man hier in jedem Fall ein ziemlich umfassendes Kompendium für die technisch problematischen Momente des Blockflötistenlebens zur Hand, auf das sicher auch erfahrene SpielerInnen von Zeit zu Zeit gerne zurückgreifen werden.
Andrea Braun