Animals in Music

21 Original Pieces and Arrangements for Violin and Piano, hg. von Wolfgang Birtel

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2022
erschienen in: üben & musizieren 1/2023 , Seite 63

Es geht tierisch zu in der von Wolfgang Birtel herausgegebenen Notenausgabe für Violine und Klavier: Unter dem Titel Musik und Tiere hat sich Birtel dieses Mal auf Spurensuche in die musikalische Tierwelt begeben und ist mit einer beachtlichen Anzahl an Werken fündig geworden. Der weite Bogen der Werkauswahl spannt sich dabei von „Klassikern“ wie den Schildkröten aus dem Karneval der Tiere über Tschaikowskys Schwanensee-Motiv bis hin zur Forelle aus Schuberts Forellenquintett. Natürlich fehlen auch das allseits bekannte La Cucaracha und La Paloma nicht.
Animals in Music zeichnet sich zum einen durch die Zusammenstellung der „tierischen Werke“, vor allem aber durch das Be­arbeitungs- und Arrangement­geschick des Herausgebers aus. So greift Birtel lediglich beim Libellentanz von Oskar Rieding auf das Original zurück und verwendet bei La Paloma den Satz von Otto Langey sowie bei der Biene von Franz Schubert das Arrangement von August Wilhelmj. Die anderen 18 der insgesamt 21 Werke bearbeitete Birtel mit gewohnt großer Sorgfalt und Akribie. Dabei ist es die besondere Kunst Birtels, die meist für Soloinstrument oder ein gesamtes Orchester komponierten Ursprungswerke gekonnt für Violine und Klavier umzuarbeiten und zugleich die Laute, Bewegungen oder den Habitus der Tiere in den beiden Stimmen herauszuarbeiten und hervorzuheben.
Klanglich reizvoll wandert die Motivik beispielsweise beim ursprünglich von Bartók nur für Klavier komponierten Bärentanz gleichberechtigt durch beide Ins­trumente. Zusätzlich nutzt Birtel versiert die klanglichen Möglichkeiten der Violine und setzt hier zum Beispiel auch Pizzicato-Akkorde im Wechselspiel mit Arcostellen ein. Dadurch erzeugt er ein außergewöhnliches Flair, wie es in früheren Bearbeitungen wie beispielsweise bei Endre Gertler nicht zu finden war.
Insgesamt ist es die feine Detailarbeit, die bei diesem Band so überzeugt. Dies wird neben der erstklassigen Bearbeitung auch darin deutlich, dass sich Birtel sogar Gedanken über mögliche Aufführungssituationen der Stücke macht und den InterpretInnen der beiden Schmetterlingsstücke von Karl Rudolf Weinberger und Gustav Adolf Merkel eine harmonische Überleitung im Klavier an die Hand gibt. Ebenso hilfreich sind die von Barbara Leichtwies-Birtel erarbeiteten Fingersätze und Strichbezeichnungen. Das geigerisch überwiegend mittelschwere Niveau der Stücke erfreut mit Sicherheit fortgeschrittene Geigerinnen und Geiger und stellt in jedem Fall eine gelungene Repertoireerweiterung dar.
Zusammenfassend kann für diesen Band eine eindeutige Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Wolfgang Birtel hat es einmal mehr geschafft, eine akribisch bis ins Detail bearbeitete, ansprechende und interessante Werksammlung für Violine und Klavier herauszugeben.
Gabriele Hirte