Krause-Benz, Martina

„Musizieren ist eine unerhört komplexe Leistung“

Plädoyer für den Begriff „Musizierpädagogik“, ausgehend von Ulrich Mahlerts Überlegungen zum „Musizieren“ (2003)

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2023 , Seite 48

Ulrich Mahlert, Verfasser des Beitrags, aus dem unser Auszug stammt,1 gelang es vor 20 Jahren in beeindruckender Weise, den seiner Ansicht nach eigentlich undefinierbaren Begriff „Musizieren“ mit seinen verschiedenen Implikationen und in vielfältigen Dimensionen auszuleuchten. Mahlerts Antwort auf die Frage „Musizieren – was ist das?“ stellt Musizieren als eine höchst anspruchsvolle, den ganzen Menschen fordernde und dadurch beglückende Tätigkeit dar. Umso mehr verwundert es, dass Mahlert fast zwan­zig Jahre später die in der Quelle eher beiläufig erwähnten negativen Konnotationen „zopfig“ und „prätentiös“ indirekt ins Feld führt, um sich dezidiert gegen den Begriff „Musizierpädagogik“ als Bezeichnung des Musizieren-Lehrens und -Lernens auszusprechen.2
Anders als im Textauszug wertet Mahlert den Musizierbegriff in seinen jüngeren Publikationen ab. So wirft er dem Begriff „Musizieren“ eine Einschränkung auf bestimmte Instrumente (wie z. B. Blockflöte) bei gleichzeitiger Ausblendung anderer Formen des Musikmachens (wie z. B. Jazz oder Rap) vor, deren Ursache er vor allem in der historisch-ideologischen Kontaminierung des Musizierbegriffs durch dessen Verwendung in der Jugendmusikbewegung der 1920er Jahre sieht. Vor diesem Hintergrund lehnt Mahlert den Begriff „Musizierpädagogik“ ab und plädiert stattdessen für die Verwendung des gebräuchlichen und unverfänglichen Begriffs „Instrumentalpädagogik“, der sich vor allem im hochschulischen Kontext als Studiengangsbezeichnung etabliert habe, obwohl im Begriff „Musizierpädagogik“ die „Fähigkeit, zum Musizieren anzuleiten“,3 besser abgebildet werde.

1 Mahlert, Ulrich: „Musizieren – was ist das?“, in: üben & musizieren, 6, 2003, S. 8-16.
2 Mahlert, Ulrich: „Parallelen und Wechselwirkungen. Entwicklungen der Instrumentalpädagogik im Spiegel der Zeitschrift üben & musizieren – persönliche Erfahrungen und Perspektiven“, in: Rüdiger, Wolfgang (Hg.): Instrumentalpädagogik – wie und wozu? Entwicklungsstand und Perspektiven, Mainz 2018, S. 151-167.
3 Mahlert, Ulrich: Instrumentalpädagogik in Studium und Beruf. Eine persönliche Bestandsaufnahme, Mainz 2020, S. 9.

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