Frei, Marco

Nachhaltige Wissens-Praxis

Seit 75 Jahren prägt der G. Henle Verlag in München das Musikleben entscheidend mit

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2023 , Seite 48

Schon Konfuzius wusste: „Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen.“ Für Goethe kommt noch entscheidend hinzu: „Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.“ Beim G. Henle Verlag in München wird beides vereint: mit kritischen Urtext-Ausgaben. Seit 75 Jahren geht man bei Henle tief hinein in die Quellen, bietet unterschiedliche Lösungen an, aus denen die Interpretierenden ihre jeweils eigenen Schlussfolgerungen und Lösungen filtern können.
Auf wissenschaftlicher Grundlage wird eine verlässliche Basis geschaffen, wie die Komponierenden ihre Werke sehen wollten. Dieses runde Jubiläum will groß gefeiert sein. Im Frühjahr gab es bereits einen Tag der offenen Tür, „Henle Open Day“, in Präsenz und digital. Mit ihm wurde das Henle-Jubeljahr offiziell eröffnet. Gleichzeitig war dieser Tag als Post-Corona-Musikverlagsmesse gedacht. Die offizielle Henle-Jubelsause steigt hingegen im November im Münchner Prinzregententheater.
Für Wolf-Dieter Seiffert wird dies zugleich ein Abschied sein, denn: Zum Jahresende verlässt der Verlagsleiter das Haus. Im Jahr 2000 war er zum Geschäftsführer bestellt worden. Seit 1990 wirkte Seiffert bereits als (Chef-) Lektor. Worauf er editorisch besonders stolz ist? Er nennt insbesondere die Brahms- und Bartók-Urtext-Gesamtausgaben: veritable Pionierarbeiten. Ein weiteres Highlight ist die Veröffentlichung eines Teils des Autografs zur Klaviersonate A-Dur KV 331 „Alla Turca“ von Mozart – im September 2014 in der Nationalbibliothek in Budapest wiederentdeckt und von William Youn erstmals auf CD eingespielt.

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