101 Klassiker und ­solche, die es werden wollen

Michael Schäfer hat im AMA-Verlag bisher eine Reihe von Heften mit Liedern und/oder Tänzen veröffentlich, die im Instrumentalunterricht und auch beim Musizieren gut verwendet werden können. Sein neues Heft ist eine echte Schatzkiste, eine bunte Mischung von beliebten Stücken für eine große Zielgruppe und für alle Anlässe. Es ist eine Art Real Book mit Melodiestimme und Klavierbegleitung plus Akkordsymbolen für Gitarre/Bass bei allen 101 Nummern, auch bei der Abteilung „Klassik“ im ersten Teil.
Dort finden sich über 40 klassische Alltime-Hits von der Renaissance über Pachelbel, Bach-Gounod, Schumanns Träumerei bis zur Schönen blauen Donau und Erik Satie. Da der Heraus­geber bekennender Opern- und Jazzfan ist, dürfen einige Opernarien und Jazznummern nicht fehlen. Auch der etwas verstaubte Operettenschlager Dein ist mein ganzes Herz ist mit von der Partie. Die übrigen Beiträge sind Lieder und Arien, oft mit Texten zum (Mit-)Singen. Dazu gibt es im zweiten Teil Jazz, Traditionals, Fiddle Tunes (für Geige oder Blockflöte besonders geeignet) und Klezmer.
Alle Stücke machen Spaß und sind gut geeignet, um ein kleines Konzert zu bestreiten. Zu manchen Stücken hat Schäfer anregende Improvisationsvorschläge geschrieben, außerdem zu jedem Stück kurze, gut lesbare Anmerkungen zu Herkunft, Rezeption und Spielweise.
Der Schwierigkeitsgrad reicht beim Melodieinstrument wie auch bei der Klavierbegleitung von der Unter- bis in die Mittelstufe. Separate Melodiestimmen für hohe, tiefe und B-Instrumente stehen auf der AMA-Website zum Download bereit. Sehr angenehm ist der recht große Notendruck, gerade auch für Kinder und ältere Menschen.
Melodien und Klavierbegleitung sind generell gut spielbar und laden vielfach zu Improvisation oder Variation ein. Die Tonarten haben wenig oder keine Vorzeichen, bis auf einige B-instrumentenfreundliche Nummern in der Jazz-Abteilung. Da aber nicht alle Tonarten gleich gut für alle Instrumente passen, sollte die Lehrkraft aus der Fülle des Materials geeignete Stücke aussuchen und gegebenenfalls transponieren. Übrigens sind die meisten Stücke mit Oktavierung der Melodiestimme auch für das dreihändige Klavierspiel bzw. für zwei Klaviere geeignet.
Weniger schön ist das triste Titelbild mit in der Ecke abgestellten Instrumenten. Schade, dass keine Streich- oder Blasinstrumente zu sehen sind (bis auf das Saxofon), auch kein Klavier, denn gerade für diese Instrumente ist das Heft sehr gut geeignet. Zum anderen lässt sich das Heft nur schwer aufstellen. Mit einer anderen Bindung (Spiralbindung) wäre das Spielen einfacher. Ebenso mit Taktzahlen in den Stimmen und in der Partitur! Schließlich würde ich mir noch ein paar zeitgenössische Stücke wünschen. Aber vielleicht gibt es ja noch einen zweiten Band?
Frauke Uerlichs