© China Youth Music Competition

Rademacher, Ulrich

Gemeinsame Annäherung

Der China Youth Music Competition als chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 3/2024 , Seite 10

Kinder nicht nach zwei Minuten zu unter­brechen, die Vielfalt von Stilen, Instrumenten und das gemeinsame Musizieren zu fördern, wertschätzend und motivierend zu beraten: Der noch junge China Youth Music Compe­tition zeigt, dass und wie dies möglich ist.

Seit seiner Gründung im Jahr 2015 hat sich die Partnerschaft zwischen dem China Youth Music Competition (CYMC) und „Jugend musiziert“ zum nachhaltigsten musikpädagogischen Austauschprojekt zwischen China und Deutschland entwickelt. Das von wenigen MusikpädagogInnen um den Visionär Zhang Yong entwickelte Format – eine ausführliche Darstellung auf Seite 12 – konnte bereits in den ersten Jahren wichtige Impulse im Bereich der instrumentalpädagogischen Musikvermittlung in China liefern. CYMC „ist dem erfolgreichen deutschen Bundeswettbewerb ,Jugend musiziert‘ nachempfunden und bietet jungen Musiker:innen in China die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Im Vordergrund stehen das gemeinsame Musizieren und der Austausch unter Nachwuchsmusiker:innen in Deutschland und China“, heißt es auf der Website der Deutschen Vertretungen in China.
Nach der erfolgreichen Durchführung des Wettbewerbs in den ersten drei Jahren hat eine Evaluation, an der die Botschaften beider Länder, das Goethe-Institut, binationale Kulturverbände und wichtige Förderer beteiligt waren, 2019 zur Entscheidung geführt, die künstlerisch-­pädagogische Zusammenarbeit fortzusetzen. Sie wurde mit Unterzeichnung eines unbefristeten Kooperationsvertrags zwischen dem Deutschen Musikrat und dem CYMC besiegelt.

Würdigung

Im Rahmen dieser Evaluation schrieb Enrico Brandt, ehemaliger Kulturattaché der Deutschen Botschaft in Peking: „Diese Veranstaltung hat mir den weiten Weg vor Augen geführt, den CYMC in den letzten drei Jahren gegangen ist: Herr Zhang und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren eine umfassende Aufbau­arbeit geleistet und sind bereits auf einem hohen Niveau angekommen.“ Enrico Brandt betont, dass der Wettbewerb zu den Projekten gehöre, „die das Potenzial haben, eine sehr sichtbare und positive Dauereinrichtung im deutsch-chinesischen Kulturbetrieb zu werden“. CYMC richte sich an Schüler und Jugendliche und somit an eine besonders wichtige und interessante Zielgruppe in China; als Musikwettbewerb befasse sich CYMC mit einem in China anerkannten Markenzeichen Deutschlands, „mit dem wir außerordentlich viele Sympathien gewinnen können“. Und drittens sei CYMC als jährlich stattfindender Wettbewerb darauf ausgelegt, sich über einen längeren Zeitraum zu etablieren. Dementsprechend müssten auch unterstützende Maßnahmen mit einer gewissen Geduld angegangen werden.
Die permanente Suche nach Mitteln für die Durchführung hat die Deutsche Botschaft aufmerksam verfolgt. Enrico Brandt: „Wir haben versucht, CYMC dabei zu unterstützen. Dabei haben wir stets darauf hingewiesen, dass die finanzielle Unterstützung von dritter Seite die Unabhängigkeit der Jurys und weiterer Entscheidungen nicht beeinträchtigen darf.“ Diese Auflage kann eine Bürde sein. Die besonderen Stärken von Zhang Yong seien seine musikalische Expertise und sein Engagement für einen Wettbewerb im Sinne der Grundgedanken von „Jugend musiziert“. „Ich würde mich sehr freuen“, so Brandt, „wenn dieser Wettbewerb nach dem vielfältigen Einsatz aller Beteiligten in bewährter Weise fortgeführt würde.“

Ausweitung

Seit 2016 hat der CYMC seinen Radius stetig erweitert: von den zwei Wettbewerbsstandorten Peking und Shanghai im Jahr 2016 zu heute 16 Wettbewerbsstandorten in 13 chinesischen Provinzen. Bislang waren deutsche JurorInnen mehr als 105-mal in die Juryarbeit von sowohl CYMC-Provinz- als auch Nationalwettbewerben involviert. Mehr als 35 deutsche JurorInnen hielten CYMC-Meisterklassen in Peking, Guangzhou, Qingdao und Chengdu, aber auch in Trossingen, Bonn, Münster, Dresden, Hamburg und Blankenburg.
Der CYMC verfügt inzwischen über einen Pool von 500 JurorInnen. Davon sind über 60 Prozent Studienrückkehrer aus dem deutschsprachigen Raum. Auf mehr als 160 Konzerte in 25 chinesischen und deutschen Städten mit mehr als 4000 PreisträgerInnen kann der CYMC inzwischen zurückblicken. 64 chinesische und 39 deutsche PreisträgerInnen haben an gemeinsamen Konzerten in Berlin, München, Hamburg, Bonn, Münster, Trossingen, Wolfsburg, Dresden, Bad Honnef, Drachenburg, Blankenburg und Düsseldorf teilgenommen und gemein­same Kammermusikkurse in Bonn, Münster, Trossingen, Dresden und Blankenburg besucht. Fünf Workshops in Peking und Chengdu widmeten sich unter Leitung deutscher DozentInnen dem Thema Neue Musik.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 3/2024.