© David Beecroft

Bott, Oli

Lebendig erzählt

Erste Übungen zur Improvisation im Instrumentalunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 3/2024 , Seite 24

Eine gut gespielte Improvisation ist wie eine schön erzählte Geschichte. Was macht eine spannende Ge­schichte aus und wie üben wir das lebendige Erzählen innerhalb eines frei erfundenen Stücks Musik? Die folgenden Übungen helfen Ihnen, Improvisation in Ihren Unterricht zu integrieren, und sind geeignet sowohl für die Arbeit mit AnfängerInnen als auch Fortgeschrittenen.

Beim Improvisieren gilt es zum einen zu entscheiden, welchen Ton man spielt – dazu muss man unterschiedliche Tonleitern kennenlernen und sich mit Akkorden und Kadenzen befassen –, zum anderen, wie man den Ton spielt, welchen Ausdruck man ihm gibt. Eine gute Geschichte besteht aus klaren Sätzen und lebendigem Erzählen. Das lässt sich wunderbar auf die Musik übertragen. In diesem Beitrag konzentriere ich mich auf den zweiten Aspekt, denn der Ausdruck ist der Schlüssel für erste Erfahrungen in der Improvisation, bietet aber ebenso Herausforderungen für Fortgeschrittene.
Doch weshalb sollte man überhaupt Improvisation in den Instrumentalunterricht integrieren? Neben dem offensichtlichen Nutzen, freier am Instrument und mit der Musik zu werden, die eigene Stimme in der Musik zu finden und die eigenen Emotionen in Musik ausdrücken zu lernen, berichten mir Schülerinnen und Schüler oft, dass sie durch den Umgang mit harmonischen Zusammenhängen, durch Atmung und Interaktion in der Improvisation auch ihre Tätigkeit im Orchester und Ensemble bereichert sehen. Sie nehmen ihre eigene Stimme deutlicher im Gesamtzusammenhang wahr und interagieren besser in Gruppen.
Schülerinnen und Schüler mit professionellen Zielen erhalten zudem eine größere Flexibilität für den Arbeitsmarkt, können mit Improvisationen in der Neuen Musik umgehen, qualifizieren sich für die Arbeit in Pop-, Jazz- oder Weltmusikensembles, können ihr eigenes Unterrichten erweitern und verschiedene Studiojobs annehmen. Oft höre ich von Erwachsenen, wie schön es doch gewesen wäre, wenn sie schon im Musikunterricht oder in der Musikschule improvisieren gelernt hätten.

Klar Artikulieren – dynamisch gestalten

Die Kunst, eine Geschichte überzeugend und packend zu erzählen, besteht aus vielen Einzelteilen. Üben kann man immer nur jeweils einen Teil. Jede Übung hat also nur eine Aufgabe, alle anderen Aspekte einer Improvisation spielen in diesem Moment keine Rolle. Durch das bewusste und regelmäßige Üben der Einzelteile schult man die Fähigkeit, alle Einzelteile miteinander zu verbinden.
Ein guter Moment, um Improvisation ins eigene Üben zu integrieren, ist immer direkt nach dem Üben einer Tonleiter. Man bleibt innerhalb des gerade geübten Tonmaterials, entscheidet aber frei, welchen Ton man wann daraus spielt, und konzentriert sich auf eine einzige Improvisationsaufgabe.

Übung 1: Phrasen und Pausen
In dieser Grundübung geht es zunächst um das klare Artikulieren von Sätzen. Das Entscheidende dabei sind die Pausen. Nur durch die Stille zwischen Aktionen entstehen klare Aussagen.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 3/2024.