Neges, Ferdinand

Play Guitar. Welcome to Vienna

Gitarrenmusik aus Wien von 1800-1856, mit ausführlichem Textteil und Audio-Download

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Dux, Manching 2023
erschienen in: üben & musizieren 3/2024 , Seite 60

Der österreichische Herausgeber Ferdinand Neges lädt mit seiner Auswahl von 42 Stücken zu einer klingenden Zeitreise in das Wien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Diese Metropole war neben Paris und London in diesem Zeitraum ein Hotspot des Gitarrenspiels und des Gitarrenbaus. Aus dieser Epoche sind es vor allem die Namen von Mauro Giuliani und Joseph Kaspar Mertz, die klingendes Zeugnis dieser Blütezeit darstellen.
Das Besondere an dieser Auswahl, die durch profunde Kenntnis der Materie und des historischen Umfelds beeindruckt, ist, dass neben diesen wohlvertrauten Namen auch in verzweigte Nebengassen dieser Stadt geschaut und dabei liebevoll eine Melange mit hohem Erkenntnisgewinn zusammengestellt wurde. Der Herausgeber strukturiert seine Fundstücke in die Schwierigkeitsgrade leicht und mittelschwer. Angepasst an die Schwierigkeitsgrade gibt es regionale Kreationen, die Wien so unverwechselbar machen: den Walzer und den Ländler.
Das musikalisch-gitarristische Bild von Wien bekommt durch diese Auswahl und Zusammenstellung viele neue Facetten und Profile. So erhält man auf diese Weise die Möglichkeit, neue Komponisten zu entdecken, und kann sie den bekannten Exponenten an die Seite stellen. Es wird nachvollziehbar, welchen Stellenwert die Gitarre im damaligen musikalischen Leben der Stadt besaß und wie verwurzelt sie im gesellschaftlichen Leben war.
Die 42 Stücke sind mit Fingersätzen für beide Hände sorgfältig ausgestattet, was begrüßenswert ist und die Verwendung im Unterricht erleichtert. Der Druck ist angenehm groß und gelegent­liche Wendestellen sind durch Ausklappseiten optimal gelöst. Um sich einen klingenden Eindruck von den Stücken zu verschaffen, steht eine Audiodatei zur Verfügung. Darüber hinaus punktet der Herausgeber noch mit detaillierten Informationen zu den ausgewählten Stücken und Komponisten und gibt einen aufschlussreichen Überblick über Geschichte und Bedeutung der Gitarre in Wien.
Diese Ausgabe ist sehr empfehlenswert und stellt unter Beweis, wie attraktiv und sinnvoll eine zeitgemäße Notenedition sein kann. Die ergänzende Audiodatei vereinfacht noch den Zugang zu dieser Musik. Ein musikalischer Reiseboom sei dieser Ausgabe gewünscht.
Andreas Stevens-Geenen