König, Magdalena

Cello-Vitamine

10 lustige Stücke für 1-2 Violoncelli und Klavier, mit MP3-Download

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Heinrichshofen & Noetzel, ­Wil­helmshaven 2023
erschienen in: üben & musizieren 3/2024 , Seite 63

Nun sind die Früchtchen dran! Nachdem Magdalena König bereits humorvoll und einfallsreich die Cello-Wetterlage erkundet hat (vgl. Rezension in Heft 6/2021), wendet sie ihre Aufmerksamkeit nun einer Welt zu, die für manche Kinder erst zugänglich wird, wenn sie aktiv die Gummibärchen weglegen: Obst. „Schlimmer“ noch: Vitamine!
Unabhängig von ihrem Speiseverhalten dürften cellospielende Kinder an Magdalena Königs Cello-Vitaminen durchaus Freude haben, zumal die verschiedenen Obstsorten sehr appetitanregend dargeboten werden: Wir sind eingeladen, zur Sommerzeit „Nie ohne Melone“ zum Baden zu gehen, „Zwetschgen-Rock“ und „Mango-Tango“ werden umrahmt von Köstlichkeiten wie „Bananensplit“, „Kiwi-Smoothie“ und „Pfirsichkuchen“, und auch die Sahne darf auf Erdbeeren & Co nicht fehlen.
Reiche pädagogische Erfahrung spricht ebenso aus diesen Stücken wie großes Einfühlungsvermögen in die Imaginationswelten musizierender Kinder. Magdalena König arbeitet seit fast dreißig Jahren am Landesmusikschulwerk Oberösterreich als Cellolehrerin sowie im Ergänzungsfach „Wachsen mit Musik“. Ihre zahlreichen Kompositionen für SchülerInnen aller Altersgruppen zeugen ebenso von kreativen Begegnungen mit Jazz und improvisierter Musik wie von ihrer Fähigkeit, Bilder zu ersinnen und diese in die hörbare Welt zu übertragen.
Magdalena Königs Cello-Vitamine richten sich an junge CellistInnen mit Griffsicherheit im Großraum 1. Lage. Die ersten fünf Stücke stehen in b-Tonarten (B-Dur, g-Moll, d-Moll), die weiteren in #-Tonarten (D-Dur, A-Dur, E-Dur). Cellokinder mit „Weite-Lage-Phobie“ (solche gibt es!) finden hier Gelegenheit, ihre Krankheit behutsam auszukurieren. Auch in punkto Rhythmik sind die Kids gefordert: Insbesondere Synkopen werden in größeren Vitaminschüben verabreicht.
Bei allem Charme, den Magdalena Königs Stücke ausstrahlen, mag man in ihrer Neigung zu einander ähnelnden, stets synkopenträchtig rockenden Melodiepatterns im 4/4-Takt ein kleines Manko sehen. Da tut kontrastierend ein veritabler Walzer als Musikalisierung „Süßer Kirschen“ richtig gut. Ohne Zweifel sind Königs Melodien sehr einprägsam. Hierin liegt eine kaum zu überschätzende Qualität: Man pfeift sie noch vor sich hin, wenn man schon längst wieder von der Cellostunde heimfährt!
Dem Hinweis der Autorin, die (sehr einfach gehaltene) zweite Cellostimme passe nicht zum Klavierpart und man möge sich mithin für eine der beiden Begleit-Versionen entscheiden, können wir nur bedingt folgen: Alles zusammen klingt auch ganz gut! Eine runde Sache, die Spaß macht und an der die knackigen, angenehm zu spielenden Klavierparts von Johannes Schmidbauer-König einen nicht geringen Anteil haben.
Gerhard Anders