Belbl, Wolf
Bilder einer Landschaft
12 stimmungsvolle Stücke für Klavier
Der 1939 im Vogtland geborene und jetzt in Lenzkirch lebende Wolf Belbl möchte mit den „12 stimmungsvollen Stücken“ unterschiedliche Landschaftsbilder des Markgräflerlandes, des Kaiserstuhls und Breisgaus musikalisch assoziieren. „Oft aber werden es eine mächtige Burg auf dem Weinberg, ein tieferes Tal mit den blauen Bergen oder ein ganz anderer malerischer alter Fluss sein, die in der angeregten Fantasie entstehen und irgendwo in den Weiten der äußeren oder den Tiefen der inneren Welt Wirklichkeit geworden sind.“ Diesen vom Autor im Vorwort beschriebenen sympathischen Ansatz, wie er sich besonders in der Epoche des Impressionismus verwirklicht hat, erfüllen die zwölf Stücke allerdings wenig.
Die Musik ist meist aus Major7-Akkorden und Moll-Septakkorden aufgebaut und hat dadurch ihr typisches Klangkolorit. Dabei sind die Melodien wenig charakteristisch, meistens den aufwärts und abwärts geführten Harmonien untergeordnet. Variation und Entwicklung sucht man vergebens.
Dadurch, dass den einzelnen Stimmungsbildern ein klanglich individuelles Profil fehlt, wie es beispielsweise im romantischen Charakterstück oder im impressionistischen Klangbild vorhanden ist, wirken die fantasievollen Überschriften oft beliebig und wären auch untereinander austauschbar.
Der Klaviersatz ist vollgriffig und es entsteht ein sattes Klangbild, welches einen angenehm unterhaltenden Charakter hat. Allerdings dürften die vielen Dezimen für kleinere Hände eher unbequem zu spielen sein.
Die Burg auf dem Weinberg besteht aus wellenförmig sich bewegenden Arpeggien in der linken Hand. Ihr liegt die andalusische Kadenz zugrunde. Die rechte Hand spielt einfache melodische Floskeln dazu. Märchenstadt könnte ein Song zu einem Musical sein. Hier ist auch die Dynamik reichhaltiger. Der glitzernde Bergsee hat in der Mitte eine gute rhythmische Bewegung in den mit Synkopen durchzogenen Sechzehnteln.
Einige Fehler im Notentext irritieren: Bei Das sanfte Licht der Berge ist in Takt 12 ein Des-Dur mit den Tönen h und e notiert – es müssten ces und fes sein. Zwischen dem Des-Dur und dem es-Moll im übernächsten Takt ist ein H-Major – es müsste ein Ces-Major sein. Beim Stück Die erhabenen Gipfel ist in Takt 14 ein Fis-Dur-7/9 mit dem Ton b notiert anstelle von ais und in Takt 19 ein E-Major mit dem Ton as.
Der Komponist der Bilder einer Landschaft beschreibt die handwerklichen Bausteine der musikalischen Bilder als „Harmonien und Melodien in vertrauter Verwandtschaft mit einer der heutigen musikalischen Weltsprachen, dem Jazz“. Elemente davon sind sicher in den zwölf Stimmungsbildern zu finden. Inwieweit allerdings die Idee eines echten Jazz mit seiner rhythmisch geprägten, zur Improvisation drängenden Anlage mit den Stimmungsbildern erreicht wird, kann jeder, der sich mit den Stücken befassen möchte, für sich selbst beurteilen.
Christoph J. Keller