Jeffery, Sarah
My favourite melodies
14 selected pieces for treble (alto) recorder and piano, medieval to modern, intermediate, mit Online-Material
Die Rache-Arie der Königin der Nacht – welcher Blockflötist träumte nicht schon davon, dieses Stück auf seinem Instrument zu realisieren? Dieser Band, herausgegeben von der englischen Blockflötistin und Pädagogin Sarah Jeffery, macht es möglich; genau wie die Badinerie aus Bachs 2. Orchestersuite endlich ohne lästige andere Instrumente (von der Klavierbegleitung abgesehen) zu spielen, dazu ein bisschen Gambenmusik von Marin Marais, den Schwan aus Saint-Saëns’ Karneval der Tiere, Dowlands Lachrimae-Pavane (Flow my tears) oder ein Largo aus Vivaldis Vier Jahreszeiten (nimm das, Violine!). Auch zwei zeitgenössische Werke sind in diesem Heft enthalten, dazu ein bisschen Traditional music und eine mittelalterliche Estampie, alle arrangiert für Sopran- oder Altblockflöte, versehen mit einer Klavierbegleitung von Henrik Schuld.
Nun mag man eine solche Zusammenstellung als etwas populistisch und mainstream-orientiert in die gleiche Ecke stellen wie Musikfestivals, die neben Mozarts Jupitersymphonie auch noch Vivaldis „Jahreszeiten“, Beethovens Fünfte und Bachs Toccata in d-Moll programmieren, um auch noch den letzten Anschein von Respekt vor den intellektuellen Kapazitäten ihres Publikums in den Bereich des rein Visionären zu verbannen. Jedoch: Die Arie der Königin der Nacht auf der Blockflöte zu spielen, ist gar nicht so leicht. Und einzelne Variationen aus Marais’ Folies d’Espagne können richtig anstrengend werden…
Also: Warum nicht, wenn’s doch der Sache (dem motivierten Üben eines Blockflötenschülers) dient und die ambitionierten Schülermütter beim Vorspiel besonders freut? Lernen kann man hier in jedem Fall sehr viel: Vom Spiel exaltierter Höhen (man erinnere sich: f”’, bei der Königin der Nacht), über flott zu artikulierende Sechzehntel mit oder ohne Doppelzunge bis hin zu ein paar rhythmisch ziemlich üblen Figuren im zeitgenössischen Stück von Althea Talbot-Howard oder einem jazzigen African Song von Abdullah Ibrahim.
So haben die Stücke auch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, vom etwas geübteren Anfänger, der vielleicht den karnevalistischen Schwan oder eine Round Anthony Holbornes realisieren kann, bis zur deutlich Fortgeschrittenen, die sich dann mit Bach, Mozart oder der zeitgenössischen Sparte befassen darf. Nicht ohne ist übrigens auch die Klavierbegleitung in einigen Stücken: definitiv nichts, was man (zumindest im Tempo) so eben einen anderen Schüler vom Blatt spielen lässt.
So ist dieser Band ein schöner Rundumschlag, der bei Bedarf (und darauf weißt die Herausgeberin ausdrücklich hin) eins zu eins als Konzertprogramm übernommen werden könnte und auf jeden Fall eine Art eierlegende Wollmilchsau zur Befriedigung potenzieller Repertoire-Bedürfnisse explorativer BlockflötenschülerInnen darstellt.
Andrea Braun