Kristen, Richard
10 kleine Geschichten für 4 Hände
für Klavier, mit CD
Die vorliegende Sammlung versteht sich als unterhaltsame leichte bis mittelschwere Literatur für KlavierschülerInnen. Leicht ist die Musik dadurch, dass jedes Stück nur ein sehr begrenztes Material verwendet, bei dem rhythmische und melodische Patterns dominieren. Schwieriger ist sie manchmal in dem Sinne, dass in einzelnen Stücken Oktavgriffe gehäuft und in durchaus lebhaftem Tempo auftreten, das heißt zumindest dort eine gewisse Größe der Hände vorausgesetzt wird.
Jedem Stück sind kurze bildhafte Assoziationen – quasi Andeutungen einer Geschichte – vorangestellt, die zusammen mit dem Titel die Fantasie der SpielerInnen anregen möchten. Während Melodik und Harmonik überall sehr einfach gehalten sind (melodische Ansätze sind vielfach nur rudimentär vorhanden), gibt es auf der rhythmischen Ebene mehr Aufgaben zu lösen: eine Vielzahl von Synkopen, vereinzelte Taktwechsel und auch mal ein ungewohntes Metrum von 10/8 im interessantesten Stück, dem Hexentanz.
Das Verhältnis zwischen den beiden Parts ist meist so angelegt, dass sie sich gegenseitig ergänzen: In der Regel spielt der untere Spieler die Begleitung, der obere die Melodie. Manchmal laufen aber auch beide Stimmen parallel, dann hat jeder sowohl die Melodie als auch die entsprechenden Begleitmuster zu realisieren mit den entsprechenden Anforderungen an das Zusammenspiel (z. B. gemeinsames Einsetzen nach Pausen u. Ä.). Insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad der beiden Parts vergleichbar, die SpielerInnen können (und sollen wohl auch) ab und zu die Plätze tauschen.
Dem Band ist eine CD beigelegt, die alle Stücke zunächst in der Normalfassung und anschließend noch jede Stimme einzeln im Original- und in einem Übetempo enthält. Leider wurden die Stücke (vermutlich aus Kostengründen) auf einem MIDI-Piano eingespielt, dessen steriler Klang nicht überzeugen kann. In der Einzelfassung des oberen Parts sind manchmal Pausen nicht ganz präzise ausgehalten, was den potenziellen Mitspieler mit seinen durchgehenden Rhythmuspatterns in Schwierigkeiten bringen könnte.
Das Notenbild in diesem Heft ist klar, allerdings sind die Stimmen – wie leider so oft bei vierhändiger Literatur – nebeneinander notiert und nicht als Partitur. Gerade wenn die Begleitstimme über weite Strecken immer gleich bleibt, wäre es doch möglich und vielleicht sogar hilfreich, dabei die andere Stimme mitzulesen. Die Sammlung wird vermutlich ihr Publikum finden, da die Stücke leicht zu lernen sind und die vielen synkopierten Rhythmen wohl manchen Kindern und Jugendlichen gefallen werden. Man muss aber trotzdem sagen, dass der musikalische Gehalt der Stücke recht bescheiden ist.
Linde Großmann