Susato, Tilman
12 leichte Tänze aus: Danserye
für Sopranblockflöte und Klavier, arr. von Martin-Christoph Dieterich, mit einem Vorwort und Hinweisen für den Unterricht von Barbara Hintermeier, mit Online-Material
Er war Komponist, Buchdrucker, Schreiber, Kopist, Stadtpfeifer, strenggläubiger Calvinist – und dennoch einem fröhlichen Tänzchen nicht abgeneigt: Tilman Susato, eine der schillerndsten Figuren des 16. Jahrhunderts in den habsburgischen Niederlanden. Geboren wurde er vermutlich zwischen 1510 und 1515 – möglicherweise im deutschen Soest, worauf sein Name deuten könnte. Der erste schriftliche Beleg seiner Existenz stammt jedenfalls aus Antwerpen, wo er ab 1529 als Schreiber an der Liebfrauenkathedrale, ab 1531 als Stadtmusikant angestellt war.
Obwohl Susato ziemlich produktiv komponierte (am bekanntesten sind heute wohl seine 91 Chansons), liegt seine Bedeutung mehr in seiner anderen Hauptbeschäftigung: als Drucker – der erste, der in den Niederlanden ein Musikbuch mit beweglichen Notentypen in nur einem Druckgang herstellte. So verdanken wir Susato die Überlieferung zahlreicher Werke aus dem Umfeld der Herrscherin Margarethe von Österreich und ihres komponierenden Hofstaats.
Die zwölf Tänze, die in diesem Band veröffentlicht sind, stammen aus einer Sammlung von 57 vierstimmig gesetzten Danserye, die Susato 1551 komponierte und im eigenen Verlagshaus herausbrachte: Auf allerlei musikalischen Instrumenten seien diese lustig und bequem zu spielen, schrieb er dazu. Und das trifft die Sache noch heute – definitiv in dieser Ausgabe, die so manchen Anfänger auf der Blockflöte fürderhin motivieren dürfte.
Gesetzt für Sopranflöte und Klavier (oder geschmackvoller: Cembalo) und nach steigendem Schwierigkeitsgrad angeordnet, sind sie doch allesamt leicht zu spielen: Einzelne bewegen sich ausschließlich in der ersten Oktave, der maximale Ambitus in diesem Band reicht von c’ bis e”. Dazu gibt es maximal ein Vorzeichen und auch rhythmisch sind die Tänze von AnfängerInnen gut zu meistern. Ebenso ist die Begleitung auf dem Tasteninstrument einfach gehalten, sodass sie die Lehrkraft gut vom Blatt, andere SchülerInnen mit ein wenig Übung realisieren kann. Und zur Not kann man sie sich als MP3-Files im Cembalo-Sound von der Seite des Verlags herunterladen.
Den Gepflogenheiten der Renaissance entsprechend gibt es keine Angaben zu Dynamik oder Phrasierung; somit eröffnet der Band Gelegenheit, diese im Unterricht zu diskutieren und zu erarbeiten. Sehr hilfreich sind sicherlich die recht umfangreichen Erklärungen zu den einzelnen Tanzformen, ihren Tempi, teils gar Schritten, Charakteren, am Ende des Bandes: So lässt sich etwa für ein Vorspiel unschwer eine kleine Suite zusammenstellen, möglicherweise gar mit Begleitung von Schlagwerk oder weiteren Instrumenten.
Kurz: Dieser Band bietet alles, um AnfängerInnen auf der Blockflöte zu zeigen, wie viel Spaß man mit seinem Instrument haben kann!
Andrea Braun