24 Kinderstücke

Mit dieser Ausgabe der 24 Kinderstücke für Klavier des ukrainischen Komponisten und Pianisten Viktor Kosenko bringt Helbling ein echte Bereicherung für den Klavierunterricht heraus. In einem sehr informativen, gebündelten Vorwort in englischer und deutscher Sprache berichtet Lidia Melnyk interessant und prägnant über Kosenkos Leben, von seiner Geburt 1896 in St. Petersburg, über den Beginn seiner pianistischen Laufbahn als Achtjähriger bis zu seinem Tod im Jahr 1938 in Kiew. Insgesamt komponierte er 250 Werke, worunter sich etwa 100 Klavierstücke, ein Klavierkonzert, ein Violinkonzert, instrumentale Kammermusik und viele Kunstlieder befinden. Als Verfechter der Dur-Moll-Tonalität verknüpfte er Elemente der Spätromantik und der Moderne.
Kosenko verbindet in seinen 24 Kinderstücken technische Herausforderungen mit inhaltlich kindgerechten Thematiken. So finden sich im ersten Band auf 28 Seiten zehn Stücke mit den Titeln Petruschka, Dem Schmetterling hinterher, Marschlied (eigentlich „Pionierlied“), Ukrainisches Volkslied, Am Waldesrand, Walzer, Morgens im Garten, Enttäuschung (eigentlich „Ich bekomme keinen Teddybären“), Mein Teddybär (eigentlich „Ich habe einen Teddybären bekommen“) und Polka. Einige Titel wurden aus nicht nachvollziehbaren Gründen vom Verlag umbenannt.
Kosenkos Kinderstücke entstanden in den Jahren 1934 bis 1936 und wurden 1938 erstmals gedruckt. Heute gehören sie in Osteuropa zum Standardrepertoire der dortigen Klavierausbildung. Die Stücke sind aufsteigend nach dem Quintenzirkel mit Gegenüberstellung der Dur- und parallelen Molltonarten (beispielsweise C-Dur, gefolgt von einem Stück in a-Moll) geordnet. Auch der pianistische Anspruch steigt vom ersten bis zum letzten Stück kontinuierlich an. Dabei werden die Kinder auch mit musikalischen Fachausdrücken und deren Umsetzung vertraut gemacht, so mit Staccato und Legato, Kantilenen, Sprüngen, Dreiklangsbrechungen, Oktavierungen und Skalen.
Dynamikangaben erleichtern das ausdrucksvolle Spiel. Dazu kommen Angaben zu Metronomeinstellungen und italienische Tempoangaben, auch Tempowechsel mitten im Stück, zur Übernahme der geeigneten Geschwindigkeit. Erleichtert wird die Einstudierung durch die Angabe von Fingersätzen und die Nutzung der Hebling Media-App, in der alle Stücke in Einspielungen vorliegen. In einigen Stücken wird der Pedalgebrauch trainiert, in anderen ist der Wechsel von Violin- und Bassschlüssel in der linken Hand Thema der Übungen.
Dieser sehr übersichtliche, gut spielbare Band bietet klanglich sehr ansprechende Übungsstücke, die im Unterricht bestens einsetzbar sind.
Claudia Behn