Mozart, Wolfgang Amadeus

6 leichte Stücke

aus der Oper "Die Zauberflöte" für Klavier vierhändig, bearbeitet von Christian Gottlob Neefe

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2006
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 63

Schon zwei Jahre nach ihrer Uraufführung erschien 1793 Christian Gottlob Neefes Arrangement der Zauberflöte für Klavier zu vier Händen. Nach kurzer Zeit bereits war die Oper ausgesprochen populär und in gewisser Weise spiegeln die vorliegenden Stücke die Begeisterung wider, deren Wellen weit über Deutschlands Grenzen hinausschlugen.
Vor dem Hintergrund all der Neuauflagen, die zum Mozart-Jahr erschienen sind, und auch vor dem Hintergrund der zahlreichen Bearbeitungen der Zauberflöte bis hin zum Blockflötenquartett ist der von Schott herausgegebene Band ein kleines Juwel. Es handelt sich hier um das Werk einer Persönlichkeit, die tief in der Wiener Klassik verwurzelt war und im Grunde genommen aus ihr gar nicht wegzudenken ist: Neefe unterrichtete Beethoven zwei Jahre lang in Tonsatz und Klavierspiel und setzte wesentliche Impulse für die Veröffentlichung seiner frühen Kompositionen. Außerdem verglich er als Erster Beethoven mit Mozart.
Der Titel deutet schon die damalige Zielgruppe an. Es handelt sich um VI pièces d’une exécution facile. So waren die Stücke wohl für den Hausgebrauch und auch für den Unterricht bestimmt. Doch herrschten damals andere Ansprüche als heute. Angesichts aller banalisierenden Bearbeitungen auf Heumann-Niveau mutet die vorliegende Ausgabe geradezu komplex und virtuos an. Sowohl der Titel als auch der Hinweis des Herausgebers, die Stücke stellten an den Spieler keine besonderen Ansprüche, sind irreführend. Neefes Bearbeitung zielt zwar nicht auf einen umfassenden Klavierauszug hin; die sechs Stücke aber bilden ihre Vorlage in harmonischer und melodischer Hinsicht auf ausgewogene Weise plastisch ab. Dabei erfordern sie doch technische Fertigkeit und verlangen z. B. flottes Skalenspiel und brillante Akkordbrechungen mit Lagenwechsel; auch in rhythmischer Hinsicht ist nicht selten erhöhte Wachsamkeit gefordert. PianistInnen der Mittelstufe werden bei der Einstudierung in technischer und musikalischer Hinsicht mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen.
Neefe fertigte die folgenden Arrangements an: „Der Vogelfänger bin ich ja“, „Bei Männern, welche Liebe fühlen“, „Soll ich dich, Teurer, nicht mehr sehn?“, „Das klinget so herrlich“, „Ein Mädchen oder Weibchen“ und „Klinget, Glöckchen, klinget“. Leider lässt der Herausgeber die Musizierenden allein im Noten-Regen stehen. Es finden sich weder Fingersätze noch Hinweise zur Ausführung der Verzierungen (der Verlag begnügt sich mit der Bemerkung: „nach den Regeln der Zeit auszuführen“ – dies mag für Laien eine Überforderung darstellen), auch der Orientierung dienende Stichnoten fehlen.
Das Layout zeichnet sich durch eine etwas lieblose Gestaltung aus. Zwar ist das Notenbild großzügig gesetzt; umso mehr aber verwundert es, dass zwischen den Vorzeichen am Zeilenanfang und dem eigentlichen Text nicht mehr Raum gelassen wurde – so ist beim Lesen oft die Verwirrung groß, wenn etwa einem g” ein fis vor die Nase gesetzt wird. Insgesamt erscheint die Platzverteilung unausgewogen.
Trotzdem: Alles in allem eine lobens- und lohnenswerte Ausgabe, die im Notenschrank eines jeden klavierspielenden Zauberflöten-Liebhabers nicht fehlen dürfte!
Barbara Pikullik