Lischka, Rainer

7 Galgenlieder

für Klarinetten-Quartett

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister, Leipzig 2009
erschienen in: üben & musizieren 3/2011 , Seite 57

Christian Morgensterns Lyrik hat den in Dresden als Kompositionsprofessor tätigen Rainer Lischka (*1942) zu einer kurzweiligen Suite inspiriert. Zunächst hatte Lischka 2008 die 7 Galgenlieder als Auftragswerk für ein Blockflötenquartett des Heinrich-Schütz-Konservatoriums geschrieben, ehe er sie 2009 für drei Klarinetten und Bassklarinette zum Klarinettenquartett umarbeitete. In dieser Form wurden die 7 Galgenlieder 2009 erstmals in Zwickau aufgeführt.
Die Umsetzung von Morgensterns Texten mit ihren lustigen Wortspielen und eigenwilligen Bildern und Allusionen kann nur mit Fantasie und Spielwitz gelingen. Rainer Lischka findet überzeugende musikalische Pendants in einer tonal erweiterten, traditionsgebundenen Tonsprache.
Das erste Galgenlied, „Das große Lalula“, das mit dem Klangwort „Kroklokwafzi“ beginnt, setzt er in einen lebhaften scherzoartigen einminütigen Satz um, in dem man die Widerspiegelung des Wortrhythmus erkennen kann. Quartenakkorde und zarte Melodiebewegungen im 6/8- bzw. 9/8-Takt lassen die verträumte Atmosphäre des Gedichts „Das Mondschaf“ entstehen. Kontrastreich schließt sich die flink im Staccato hin- und herspringende und tanzende „Mitternachtsmaus“ an, deren Piepsen der ersten Klarinette einige Spitzentöne in höchster Lage abverlangt. Tonmalerei bietet sich bei dem höchst dramatisch verlaufenden Lebensweg des „Seufzers“ an, der im Walzer-Tempo steht und mit Glissandoeffekten nachgezeichnet wird.
Die ruckweise Bewegung und der Ruf des „Mondberg-Uhus“ werden in geheimnisvollem Pianissimo vorgeführt. „Der Zwi“, ein menschliches Wesen mit doppeltem Kopf, das alles zweifach genießen kann, findet seine musikalische Entsprechung in einem lebhaften paarweisen Wechselspiel, verbunden mit häufigem Taktwechsel vom 3/4- zum 2/4-Takt, dadurch an einen Zwiefachen erinnernd. „Das Fest des Wüstlings“ wird mit rockigen Klängen begangen, dabei wird der Beat vom Stampfen der SpielerInnen unterstützt. Doch kaum hat man sich auf die Party eingelassen, ist sie auch schon vorbei. Nicht nur dieser Satz ist sehr kurz, auch die anderen Sätze sind Miniaturen, sodass die 7 Galgenlieder für Kurzweil sorgen.
Die ausgesprochen spielfreudige Musik Lischkas wird jugendlichen Klarinetten-Ensembles ab der oberen Mittelstufe viel Spaß bereiten. Für den Part der ersten Klarinette ist ein fortgeschrittenerer Spieler mit einer sicheren Höhe (bis g”’) nötig, während sich die anderen Stimmen auf gleichem Spielniveau befinden. Wegen der vielen gleichrhythmischen Stimmverläufe sollte das Ensemble bereits Erfahrung im Zusammenspiel gemacht haben und ein sicheres Rhythmusgefühl besitzen. Trägt man die in der Partitur am Ende abgedruckten Gedichte vor, dann stellen die 7 Galgenlieder einen abwechslungsreichen Beitrag für ein Schülerkonzert dar.
Heribert Haase