Spanswick, Melanie

A String of Pearls

für Klavier vierhändig

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2019
erschienen in: üben & musizieren 1/2020 , Seite 63

Melanie Spanswick ist eine britische Pianistin, Komponistin und Klavierlehrerin. Die Suite A String of Pearls für Klavier vierhändig besteht aus fünf kurzen Sätzen, die jeweils eine Perle zum Gegenstand haben. Der Komposi­tionsstil ist tonal, mit einer Tendenz zum Minimalismus. Strukturell einfach gehalten, überzeugen alle Sätze durch Klangschönheit und gute formale Gestaltung.
Im ersten Satz stellt die Komponistin die berühmte „Pearl Maxima“ vor, die im Museum in Leiden/Niederlande zu bewundern ist. Nach einer akkordischen Largo-Einleitung folgt „vivace“ eine ruhige Melodie in H-Dur mit quirliger Sechzehntel-Begleitung. Durch Oktavverdopplung beider Elemente erreicht die Komponistin einen opulenten, den gesamten Tonraum des Klaviers ausnutzenden Klang. Die Verteilung der Stimmen wechselt mehrfach – mal ist die Begleitung oben, mal unten, dann wieder in der Mitte.
Nur eine Seite lang ist der mit „Lento“ überschriebene zweite Satz „Black Pearls“, der über dem Orgelpunkt D in großen, arpeggierten Akkorden die ruhige Schönheit der schwarzen Tahiti-Perlen beschwört.
Der dritte Satz „Cave Pearls“ scheint mir gegenüber den anderen etwas abzufallen. Die F-Dur-Kadenz als harmonisches Ostinato ist Grundlage für einige melodische und akkordische Varianten, die jedoch wenig individuell wirken. Immerhin klingt das Stück ansprechend und lebendig – und Höhlenperlen sind ja keine echten Perlen, sondern entstehen unter bestimmten Bedingungen in Tropfsteinhöhlen.
Der vierte, mit „Grave“ überschriebene Satz wurde durch die legendäre „Pearl of Lao Tzu“ inspiriert, die mit mehr als sechs Kilogramm Gewicht lange Zeit als die größte Perle der Welt galt, bis 2016 vor den Philippinen eine noch größere gefunden wurde. Wie die Komponistin im Vorwort schreibt, werden dieser Perle heilige Kräfte zugeschrieben. Die schlichte Melodie in h-Moll, grundiert von Oktavgriffen in tiefster Lage und im weiteren Verlauf belebt durch eine Triolen-Begleitung im Diskant, entfaltet eine feierlich andächtige Atmosphäre.
Den wirkungsvollen Schluss bildet „La Peregrina Pearl“. Die Geschichte der berühmten Perle, die im Laufe der Zeit viele gekrönte Häupter, aber auch die Schauspielerin Liz Taylor geschmückt hat, lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. In glitzernden Akkordbrechungen über einem majestätisch schreitenden Bass rauscht das lebhafte Stück vorüber.
Auf der Website www.melaniespanswick.com kann man eine Aufnahme der Suite mit dem Klavierduo Samantha Ward und Maciej Raginia anhören.
Sigrid Naumann