Kreidler, Dieter

About rising sun

bearb. für Streichorchestervon Gerd-Peter Murawski, Partitur und Stimmen als Kopiervorlagen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Joachim-Trekel-Musikverlag, Hamburg 2012
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 57

Vermutlich gibt es keinen Gitarristen in Deutschland, der den Namen Dieter Kreidler nicht kennt. Dieter Kreidler hat – so kann man ganz sicher behaupten – den Standard für die klassische Gitarrenausbildung gesetzt. Einen Standard, der vor allem auf eine spielerische, an der Lust an der Musik orientierte Vermittlung der Technik setzt. In seinen zehntausendfach verkauften Gitarrenschulen wird den MusikschülerInnen zunächst einmal das Vergnügen am Musikmachen vermittelt – ganz gleich, ob die Gitarre nur Hobby bleiben soll oder vielleicht der Einstieg in eine Laufbahn als professioneller Musiker ist.
Dieter Kreidlers didaktisches Konzept stützte sich natürlich von den Anfängen an auf eigene Kompositionen, gerade auch für Ensemble. Denn um GitarrenschülerInnen Schritt für Schritt an eine profunde Technik und am Instrument orientierte Musikalität heranzuführen, bedurfte es kleiner Stücke in allen Schwie­rigkeitsgraden. Dabei legte Kreidler vor allem Wert darauf, dass auch die technisch vergleichsweise einfachen Sätze musikalisch immer ein gewisses Gewicht hatten.
Gerd-Peter Murawski, selbst Musikpädagoge mit vielen Meriten, hat eines der kreidlerschen Stücke für Zupforchester – man könnte About rising sun als Variationsstudie über den bekannten amerikanischen Folk-Song bezeichnen – für Streichorchester bearbeitet. Auch wenn der Zupforchester-Sound sicher deut­lich näher am Original liegt, so bietet die Fassung mit Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabässen auch ihre klanglichen Reize; und das nicht nur, wenn von den Streichern pizzicato zu spielen ist.
Ein wenig erinnern die Bewegungsabläufe in diesem recht knappen Stück an Minimal Music, die sich ihrerseits ja auch sehr gerne verschiedenster Streicherformationen bedient. Die einzelnen Stimmen erfordern ein technisch nur vergleichsweise elementares Können. Da es hier im Zusammenspiel aber auf eine präzise Artikulation, auf sauberstes Intonieren, klang­liche Flexibilität und ein gutes Rhythmusgefühl ankommt, wird eine Aufführung im Ensemble vor allem mit einem entsprechenden Ausbildungsstand den gewünschten Effekt erzielen. Und ganz sicher ist die Wirkung umso größer, je umfangreicher das Streicherensemble ist. Immer vorausgesetzt, dass die Präzision nicht unter der Ensemblegröße leidet.
Vielleicht ist es ja der Gedanke, gerade große Besetzungen möglich machen zu wollen, der den Verlag dazu bewogen hat, die Einzelstimmen als Kopiervorlagen zur Verfügung zu stellen. Der sehr hohe Gesamtpreis für Partitur und Stimmen hingegen wird einer größeren Verbreitung eher entgegen stehen.
Daniel Knödler