Buckland, Graham

Ancient Modes of Transport

Eight Pieces for Piano Four Hands

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2019
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 63

Acht Klavierduette auf ausschließlich weißen Tasten: das Ergebnis einer originellen Idee des britischen Dirigenten und Komponisten Graham Buckland (*1951), der die Suite seiner Frau zum fünfzigsten Geburtstag widmete. Graham Buckland studierte in Cambridge, London und Brünn. Nach verschiedenen Stationen als Opernkapellmeister
u. a. in Prag, Nürnberg und Brünn wurde er Universitätsmusikdirek­tor in Regensburg und ist als Herausgeber und Arrangeur von überwiegend geistlicher Chormusik ein Begriff.
Die Demonstration der Kirchentonarten war nach Angabe des Komponisten Beweggrund zur Konzeption dieser Suite. So steht jedes der acht Stücke in ­einer Kirchentonart; von Ionisch bis Lokrisch werden alle sieben Modi durchdekliniert, am Ende der Suite steht dann noch einmal Ionisch. In Entsprechung zu den „Ancient Modes“ offeriert Buckland für ­jedes Stück schlaglichtartig ­mythologische Kurzthemen.
Mit dem feinsinnigen Titel Ancient Modes of Transport deutet Buckland an, wohin die Reise geht: Episoden aus Antike, Mythologie, Archäologie und Bibel setzen unterschiedliche Fortbewegungsarten in Szene. Bildreiche Titel wie Die Schwimmer von Gilf ­Kebir (Felszeichnungen in Ägypten), Der Marsch der Zehntausend (Griechische Söldnerarmee), Gustafsons Schlitten, Bukephalos (der Hengst ­Alexander des Großen), Die Must-Farm-Einbäume (bei Ausgrabungen in Cambridgeshire gefundene Einbaumboote), Bileams Esel (4. Buch Mose), Dschingis Khans Kamel und Phönizische Handelsschiffe mögen das Spektrum dieses Bandes vor Augen führen. Die kompositorische Umsetzung spiegelt die verschiedenen Bewegungscharaktere und Stimmungen pointiert wider, bleibt gleichzeitig in der Ausgestaltung schlicht: mit typisierten melodischen Floskeln und rhythmischen Mustern sucht Buckland eine musikalische Inszenierung mit sparsamen Mitteln.
Die beiden Klavierparts sind für jugendliche SpielerInnen gut zu bewältigen und haben den gleichen Schwierigkeitsgrad. Gleichwohl wäre der hervorragend edierte Band eine Empfehlung für ­Erwachsene, die Graham Bucklands hintergründigen Humor vielleicht besonders zu schätzen wissen. Die gesamte Anmutung bleibt gleichermaßen charmant wie bizarr.
Maria Zeidler-Kröll