Genannt, Axel

Ascolta!

Folklore für variables Instrumentalensemble, mit Spiel­material auf CD-ROM

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2012
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 57

Es gehört schon viel Know-how und Enthusiasmus dazu, wenn man Kinder und Jugendliche heute für Folkloremusik begeistern möchte. Axel Genannt beweist, dass er beides besitzt: Ausgebildet in klassischer Gitarre, Musikpädagogik und Pädagogischer Psychologie leitet Genannt seit 1988 Folkloreensemb­les an der Musikschule Bad Vilbel, unter anderem das Ensemb­le Ascolta! (italienisch: „Hör zu!“), für welches die hier vorliegenden Stücke von ihm arrangiert wurden. Auf 44 Seiten finden sich repräsentative Tänze und Musik aus verschiedenen Ländern.
Anda jaleo, ein traditioneller Flamenco aus dem Süden Spaniens, versprüht mit dem Wechsel der Taktschwerpunkte von 6/8- und 3/4-Takt sein Feuer, beim argentinischen Tango Buenos Aires kann man Bekanntschaft mit der südamerikanischen Mentalität schließen und das jiddische Schon schtil is in Gesl (arrangiert von Martina Engelhardt) sowie Di grine Kusine entführen in die Klangwelten von Klezmer & Co.
In eher leichter gesetzte Stücke wie den Walzer Java aus Frankreich oder Whiskey in the Jar aus Irland dürften sich bereits AnfängerschülerInnen einbauen lassen, wohingegen der schnelle argentinische Gesellschaftstanz Chacarera doble und der bulgarische Sˇirto im 7/8-Takt schon viel rhythmische Versiertheit der MitspielerInnen voraussetzen.
Eine Hilfe bietet nicht nur der Schlussteil dieser Ausgabe mit Hinweisen zu den einzelnen Stücken und didaktischen Anregungen zum Üben von oft eher stiefmütterlich behandelten Taktarten, sondern auch die beigefügte CD-ROM, auf der Spielhilfen in Form von kurzen Videosequenzen für den „Whiskey-Löffel“ und das Sˇirto-Tambourin mit wenigen Klicks erhältlich sind.
Für 26 Euro erhält man eine Spielpartitur und kann sich die notwendigen Stimmen je nach Besetzung selbst von der CD-ROM ausdrucken. Ein Wermutstropfen dürfte sein, dass es dieses Spielmaterial nur für B- und C-Instrumente sowie für Gitarre gesetzt gibt und außerdem die Solostimmen bei vielen Liedern recht hoch liegen. Daher eignen sich viele Stücke für Klarinette deutlich besser als zum Beispiel für Trompete. Das Alt-Saxofon und das Horn müssen leider mangels Notenmaterial zu Hause bleiben. Schade, denn diese Sammlung macht Lust auf die Beschäftigung mit Folkloremusik und wenn man sich das Stimmenmaterial schon selbstständig ausdrucken muss, hätte sich doch auf der CD-ROM noch ein Plätzchen für Notenmaterial in weiteren gängigen Transpositionen finden können.
Vorzugsweise sollte man Instrumente wie Klarinette, Violine, Akkordeon, Cello, Kontrabass, gerne aber auch Hackbrett oder Harfe sowie Percussion benutzen und kann die Ensemb­le­mitglieder zum Improvisieren und Stimmentausch ermutigen. Möglicherweise entstehen bei der Arbeit mit diesem Heft sogar eigene Improvisationen, die es sich lohnt aufzuschreiben!? – Eine wertvolle Sammlung und eine gut gemachte Ausgabe.
Kristin Thielemann