Busch, Barbara / Barbara Metzger

Aufruhr im Wald

Entwicklung von Klanggeschichten als Beispiel für methodisch vielfältiges Unterrichten

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 2/2018 , Seite 36

Geschichten, die vertont werden ­sollen, bieten ebenso wie Komposi­tio­nen Anregungen für ein facettenreiches, instrumentenbezogenes Lehren und Lernen. Barbara Busch und Barbara Metzger gehen der Frage nach, welche Chancen die Vertonung von Geschichten für den Instrumentalunterricht bieten.

Oft führt die Vertonung einer Geschichte zu nicht traditionell abbildbaren Klängen. Dies wird durch das Einbeziehen grafischer Notation berücksichtigt.
– Der Umgang mit Klanggeschichten lädt die Lernenden zu einem sinnvollen, ausdrucksstarken Musizieren ein.
– Klanggeschichten können als sinnstiftendes Moment wie ein roter Faden in den Inst­rumentalunterricht eingewoben werden; sie legen der Lehrkraft nahe, sowohl die Umgangsweisen mit Musik als auch die Ausdrucksformen von Musik zu aktivieren, wie das Beispiel dieses Beitrags zeigt. Dabei sorgt die Geschichte dafür, dass nicht einzelne Ideen umgesetzt, sondern diese in einen unterrichtsdramaturgischen Zusammenhang gebracht werden.
– Durch die Verwendung grafischer Notation erfolgt eine Ergänzung zum Umgang mit traditioneller Notation und damit auch eine Hinführung zum Verständnis der in der Neuen Musik verwendeten Zeichensysteme.
– Das Umsetzen von Geschichten in Klang sowie das Spielen grafisch notierter Klänge schulen die innere Hörvorstellung.
– Klanggeschichten und grafische Notation sensibilisieren für die Klangmöglichkeiten des zu erlernenden Instruments und laden zum Erforschen derselben ein. Damit geht ­eine Erweiterung der spieltechnischen Fertigkeiten einher, wie sie z. B. im Zusammenhang mit der Interpretation Neuer Musik benötigt werden. Die Verklanglichung einer ­Geschichte sowie die Umsetzung grafischer Notation führen darüber hinaus unmerklich zum mehrstimmigen Spiel – sowohl freitonal oder tonal gebunden als auch freimetrisch oder metrisch gebunden.
Auf eine Geschichte bzw. Bilder oder auch auf grafische Notation kann auf viererlei Weise mit Klängen reagiert werden:
– Imitation von realen Klängen (z. B. Geräusche eines Donners oder einer Kuckucksuhr)
– klangliche Symbolisierung eines Phänomens, das eigentlich über keinen Klang verfügt (z. B. aufgehende Sonne)
– assoziative Erweiterung einer Szenerie (z. B. Morgenstimmung mit Vogelgezwitscher, wartende Menschen in der Bahnhofshalle mit Handytönen)
– emotionales Kommentieren einer Szenerie, Klang als eigenständige Ausdrucksebene (z. B. Szenerie eines fröhlichen Fests ergänzt durch Klänge, die auf nahendes Unglück hindeuten).
Beim Erarbeiten von Klängen ist darüber hinaus auf folgende Aspekte zu achten: Unabhängig davon, mit welcher Absicht Klänge eingesetzt werden, ist grundsätzlich Wert darauf zu legen, dass Klänge keine Zufallsprodukte sind, sondern bewusst auf dem höchstmöglichen Spiel- und Ausdrucksniveau der SchülerInnen zu produzieren sind. Oft, und besonders im Anfangsunterricht, werden Lernende dabei in ihren eigenen Ansprüchen und in ihrem Ausdrucksvermögen unterschätzt.
Zu unterscheiden ist zwischen Phasen, die dem Finden und Ausprobieren dienen, und jenen Phasen, in denen es um die Verfeinerung von Klängen geht. Während es in Erprobungsphasen sinnvoll ist, eventuell alle Schü­lerInnen durcheinanderspielen zu lassen, so zwingend ist es, dass bei der Verfeinerung von Klängen alle oder einige UnterrichtsteilnehmerInnen das Gleiche spielen oder ein Schüler alleine musiziert.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2018.