Walter, Birgit

Aus JeKi wird JeKits

„JeKits – Jedem Kind Instrumente, ­Tanzen, Singen“ ist das JeKi-Nach­folgeprogramm für ganz Nordrhein-Westfalen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2015 , Seite 38

Zum Schuljahr 2015/16 startet in Nordrhein-Westfalen die Implemen­tierung des JeKi-Nachfolgepro­gramms JeKits. Rund ein Drittel der Grundschulen des Landes sollen bis zum Schuljahr 2018/19 in das Programm aufgenommen werden. Parallel dazu wird JeKi mit der im Schuljahr 2014/15 gestarteten Schülergeneration zum Ende des Schuljahres 2017/18 auslaufen. Doch worum geht es eigentlich bei JeKits?

„Das gemeinsame Musizieren muss Herzstück von ,Jedem Kind ein Instrument‘ sein!“ Dieser Satz war vor drei Jahren in üben & musizieren zu lesen, in dem damals von mir verfassten Artikel zum JeKi-Programm.1 Und tatsächlich ist das gemeinsame Musizieren der Begriff, mit dem ich, hätte ich nur wenige Silben zur Verfügung, das JeKits-Programm charakterisieren würde.
Genauer gesagt: das gemeinsame Musizieren von Anfang an. JeKits führt damit die Idee des gemeinsamen Musizierens von JeKi konsequent weiter. Gemeinsam musiziert wird bei JeKi ebenfalls, im Tandem-Jahr wie im Inst­rumentalunterricht und natürlich im Ensemble Kunterbunt. Bei JeKi startet das Ensemble Kunterbunt und damit das institu­tionalisierte Zusammenspiel verschiedener Inst­rumente erst nach einem Jahr Instrumentalunterricht. Dies suggeriert, dass das gemeinsame Musizieren an gewisse Voraussetzungen geknüpft ist: Erst wenn die Kinder über bestimmte Grundfertigkeiten an ihren Instrumenten verfügen, scheint das gemeinsame Musizieren möglich zu sein. Bei JeKits startet das gemeinsame Musizieren nun von der ersten Stunde an.
Die Elementare Musikpädagogik macht es uns vor, ebenso die Popularmusik; und auch die in JeKits neu hinzugekommenen Schwerpunkte Tanzen und Singen kennen es nicht anders: Es gibt keine systemimmanente Trennung zwischen der Vorbereitung auf das gemeinsame Musizieren, Tanzen oder Singen und dem gemeinsamen Musizieren, Tanzen oder Singen selbst. Man musiziert, tanzt oder singt von Anfang an miteinander und verfeinert gleichzeitig die benötigten spezifischen Fertigkeiten.
Auf den Schwerpunkt Instrumente übertragen bedeutet dies, dass sich die Inhalte des Instrumentalunterrichts aus den Erfordernissen des JeKits-Orchesters ableiten. Dies stärkt die Motivation der Kinder, die für den Einsatz im gemeinsamen Musizieren nötigen Spieltechniken zu entdecken, zu erlernen und anzuwenden. Da die Orchesterleitung nicht alle Instrumente beherrschen kann, wird das Orchesterspiel vom Instrumental­unterricht in Kleingruppen begleitet.
Das Ziel des gemeinsamen Musizierens und Tanzens ist im JeKits-Programm wie folgt formuliert: „JeKits will Kindern die Erfahrung des Instrumentalspiels, des Tanzens oder des Singens als ästhetisches Handeln in der Gruppe ermöglichen.“ Die Gemeinschaft ist eine für die Kinder vertraute Form des Lernens und Agierens, die anregt und motiviert. Im Mittelpunkt von JeKits steht die Freude am Musizieren und Tanzen und das gemeinsame Entdecken, Erleben und Gestalten. Die Kinder können sich als Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen und die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten in einem ästhetischen Prozess spüren.
Es geht darum, in den Kindern den Funken zu entfachen, sich mit musikalischen bzw. tänzerischen Mitteln auszudrücken und diese bewusst einzusetzen.
Schnell stellt sich hier insbesondere beim Schwerpunkt Instrumente die Frage, wie es einem Kind gelingen kann, sich musikalisch mit einem Instrument auszudrücken, wenn es dieses noch gar nicht spielen kann. Gemeint ist hier ein elementares Musizieren unter Einbezug der Stimme und des Körpers und nach und nach des Instruments. Auch das Zupfen einer leeren Saite kann, bewusst eingesetzt, in einer Improvisation oder Klang­geschichte künstlerisches Handeln ausmachen. Künstlerisches Handeln kann meines Erachtens bereits mit dem ersten Klang beginnen.
Der Weg vom Zupfen einer leeren Saite bis hin zur Spielfertigkeit auf „Jugend musiziert“-Level ist natürlich ein weiter. Aber auch wenn dieses Level erreicht wird, geht es letztlich immer noch um den Funken der Spiel- und Ausdrucksfreude. Ein zweijähriges JeKits-Programm kann keine Instrumental-, Gesangs- oder Tanzausbildung ersetzen. Aber es kann einen Funken entfachen, der nachhaltig in den Kindern wirkt.

1 Birgit Walter: „Jedem Kind ein Instrument – quo vadis? Eine Vision auf dem Weg vom Projekt zum Programm“, in: üben & musizieren 2/2012, S. 6-10, online abzurufen unter: www.schott-musikpaedagogik.de/de_DE/material/instrument/um/issues/showarticle,34283.html (Stand: 9.12.2014).

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 1/2015.