Luft, Volker

Blues-Story

Fingerstyle-Bluesgitarre für Einsteiger

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Friedrich Hofmeister, Leipzig 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2014 , Seite 54

Obwohl der Blues eine prinzipiell einfache Musikform ist, haben sich im Laufe seiner über hundertjährigen Geschichte unzäh­lige Spielformen entwickelt. Das simple Drei-Akkord-Schema lässt sich mit fast jeder Stilistik kombinieren und produziert so immer neue Varianten.
Gitarrist und Autor Volker Luft nähert sich in Blues-Story dem Genre von der akustisch-klassischen Seite. Das Heft ist thematisch in drei Teile gegliedert. Im ersten Part erklärt Luft harmonische und rhythmische Grundlagen. Neben dem Shuffle-Groove werden Variationen des 12-taktigen Bluesschemas vorgestellt und das Call/Response-Schema der Melodieführung erläutert. Die Erklärungen sind sachlich fundiert und relativ kurz gehalten. So gelangt man schnell zu Part 2, den Vorübungen für die am Ende des Hefts stehenden Bluesstücke. Luft zeigt diverse Begleitpatterns, Turnarounds, die pentatonische Tonleiter und deren Erweiterung mit der verminderten Quinte.
Viele der notierten Patterns sind Standard-Phrasen, die man auf jeder Bluesplatte findet. Bei einigen schleicht sich jedoch eine etwas verkopfte Note ein: Auflösungen von der großen Terz zur kleinen sind nicht gerade typisch für den klassischen Fingerstyle-Blues. Auch einige der Turn­arounds klingen eckig und mehr am Reißbrett der Bluesharmonik konzipiert als von Aufnahmen inspiriert. Trotzdem erhält man hier jede Menge nützlicher Information und lernt Spieltechniken wie Slide, Hammer On und die Verbindung von Bassbegleitung und Melodie.
Um die erlernten Spieltechniken anzuwenden, präsentiert Luft im dritten Teil 25 Kompositionen im Bluesstil, die jedoch einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Einige der Songs basieren auf typischen Begleitpatterns, die mit kleinen Zwischenmelodien variiert werden. Andere präsentieren eine sehr didaktische, schulmäßige Anwendung von Blue Notes und Turnarounds, die dem geübten Blueshörer nicht gerade authentisch erscheinen wird. Für den rein klassisch geschulten Gitarristen findet sich hier sicherlich einiges an neuer Inspiration. Der vom Rock kommende Musiker wird allerdings seine Schwierigkeiten mit den oft kantig klingenden Kompositionen haben.
Somit bleibt Blues-Story. Fingerstyle-Bluesgitarre für Einsteiger ein wirkliches Einsteiger-Buch für stilfremde GitarristInnen, die hier einiges an Basis-Wissen vermittelt bekommen. Wer nach authentischem Fingerstyle-Blues-Material sucht, sollte sich hingegen lieber an Transkriptionen von Originalkünstlern versuchen oder sich amerikanischen Publikationen zuwenden.
Martin Schmidt