Burba, Malte

Brass Master Class

Die Methode für alle Blechbläser. Der logische Weg zu grenzenloser Sicherheit, Ausdauer und Höhe, mit DVD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2005
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 61

Ein wenig scheint es so, als habe Malte Burba die blechbläserische Weisheit mit dem goldenen Löffel gefressen. Wenn er von seiner 2005 neu aufgelegten Brass Master Class behauptet, diese „Methode für alle Blechbläser“ habe „in sich keine Grenzen“, dann macht das staunen. Und ein wenig wird der Eindruck erweckt, als könne man, wenn man das Buch erst einmal gründlich studiert und sich zu eigen gemacht hat, von Spain über den Alten Dessauer bis hin zu den Konzerten von David oder Ralph Vaughan Williams, zur Alpensymphonie und Mahlers Fünfter alles meistern. Nichts weiter verspricht jedenfalls der Untertitel „Der logische Weg zu grenzenloser Sicherheit, Ausdauer und Höhe“. Eine Grenzenlosigkeit, die freilich selbst für den an der Musikhochschule Rheinland-Pfalz in Mainz lehrenden Autor Utopie bleiben dürfte.
Ohnehin setzt Burba voraus, dass man sich an das rigide, über fünf Phasen reichende Trainingsprogramm hält, für die er jeweils „zwischen 6 und 12 Monaten veranschlagt“. Zumindest ist Burbas Ansatz für Anfänger oder Kinder wenig praktikabel. Fortgeschrittene und Profimusiker hingegen dürften einigen Nutzen daraus ziehen.
Im Gegensatz zur amerikanischen Schule („Luft, Luft, Luft!“) betreibt Burba, der sich ebenfalls zuvörderst mit der Atmung beschäftigt, viel Theorie und besteht darauf, dass die Übungen „unabhängig vom Instrumentalspiel praktiziert werden“. Die Probleme der Blechbläser nämlich, so Burba, lassen sich auf den Körper, den „Generator“, reduzieren, isoliert vom die Schwingungen verstärkenden „Resonator“, dem Instrument. Mithin zielt die Methode im Wesentlichen auf die „Verbesserung des körperfunktionalen Bewusstseins und der daraus resultierenden Kontrolle“ ab.
Zunächst solle man ein Vierteljahr lang das Einatmen im Liegen wenigsten eine halbe Stunde trainieren. Nach Exkursen zu Stimmbändern, Zunge und Unterkiefer widmet sich Burba der mimischen Muskulatur. Schwarzweiß-Aufnahmen illustrieren Lippenspannungsübungen, nach deren Beherrschung es an der Zeit ist für „regelrechtes Bodybuilding mit Lippenhantel oder Lippenexpander“. Es folgen Pfeifübungen (Glissando, Triller) und Lippensummen.
Am Ende des Bandes sind im Bass- und im Violinschlüssel notierte Einspielübungen versammelt. Allerdings hält Burba, wie er im hilfreichen Glossar (das Begriffe wie Gaumensegel, Lecken und Neurosen erläutert) schreibt, es nicht für nötig, sich länger als drei bis fünf Minuten einzuspielen. Bleibt die Frage, weshalb auch die herausragendsten Solisten damit nicht auskommen. Die beigefügte DVD macht den Band leichter nutzbar, die Methode nachvollziehbarer. Ungeachtet aller Kritik sei Burbas Veröffentlichung allen Blechbläsern empfohlen, zumal den Fortgeschrittenen unter ihnen.
Jürgen Gräßer