König, Magdalena

Cello-Wetterlage

10 pfiffige Stücke für Violoncello und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Heinrichshofen & Noetzel
erschienen in: üben & musizieren 6/2021 , Seite 68

Kein Zweifel: Wir befinden uns in Mitteleuropa. Unter den zehn hier musikalisierten meteorologischen Situationen lassen nur wenige explizit ein paar Sonnenstrahlen durch. Und da in der Vorbemerkung des ersten Stücks – Quatsch im Matsch – der Salzburger Schnürlregen erwähnt wird, fällt es nicht schwer, die österreichische Provenienz der Autorin zu erraten.
Doch keine Angst: In dieser pfiffigen Neuveröffentlichung geht es ganz und gar nicht trüb zu! Vielmehr gewinnt Magdalena König auch jenen Wetterlagen, die uns gelegentlich verdrießlich stimmen, manch schwungvolle, melodisch und rhythmisch prägnante Seite ab. Weder Dunkle Wolken noch Regentropfen stimmen uns, wenn sie so klingen, melancholisch, und selbst die am Ende auftauchende Wetterhexe erscheint zwar, laut Spielanweisung, „ruppig, etwas ungehobelt“, keineswegs aber humorlos. Stücke wie Ausflugswetter und auch Schneegestöber verbreiten ohnehin Freude pur, und beim Pfützenhüpfen könnte man glatt vergessen, dass am Ende die Füße nass sind.
Reiche pädagogische Erfahrung spricht ebenso aus diesen Stücken wie großes Einfühlungsvermögen in die Imaginationswelten musizierender Kinder. Magdalena König arbeitet seit fast dreißig Jahren am Landesmusikschulwerk Oberösterreich als Cellolehrerin sowie im Ergänzungsfach „Wachsen mit Musik“. Ihre zahlreichen Kompositionen für SchülerInnen aller Altersgruppen zeugen ebenso von kreativen Begegnungen mit Jazz und improvisierter Musik wie von ihrer Fähigkeit, Bilder zu ersinnen und diese in die hörbare Welt zu übertragen.
Cello-Wetterlage richtet sich an acht- bis elfjährige CellistInnen. Die ersten fünf der zehn Stücke sind in der ersten Lage spielbar, die zweite Hälfte des Bandes bietet einige Ausflüge in die vierte Lage sowie bis zum Flageolett-A. Der weite Griff wird nirgends gefordert. Vier der Stücke stehen in G-Dur, zwei in D-Dur (fis und cis auf den tiefen Saiten bleiben ausgespart), zwei in d-Moll (ohne b auf der A-Saite!), je eins in e-Moll und a-Moll.
Neben ihrem cellopädagogischen Nuancenreichtum – gefragt sind Wendigkeit, schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Artikulationsarten (Staccato, Tenuto), Bereitschaft zu großen Sprüngen – sind es vor allem einprägsame Melodien, die Königs Stücke auszeichnen. Hierin liegt eine kaum zu überschätzende Qualität: Solche Melodien pfeift man noch vor sich hin, wenn man schon längst wieder von der Cellostunde heimfährt!
Ein kleines Manko wäre allenfalls in einer unbestreitbaren Qualität der Stücke zu sehen: Ihre durchweg gute Laune „verhindert“ einen echten Kontrast, man vermisst ein kantables, trauriges Stück, zumal eines in einer ungeraden Taktart. Dessen ungeachtet: eine runde Sache, die Spaß macht und an der die knackigen, angenehm zu spielenden Klavierparts von Johannes Schmidbauer-König einen nicht geringen Anteil haben.
Gerhard Anders