Schlimp, Karen

Circle-Training

Improvisieren mit rotierender Aufmerksamkeit im ­Gruppenunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 2/2014 , Seite 28

Improvisieren üben – aber wie? Dieser Artikel lädt Sie auf eine Entdeckungsreise durch verschiedene Ebenen ein, die während des Impro­visierens gleichzeitig ablaufen. Der Kompass dazu ist die Fokussierung der Wahrnehmung auf einzelne Aspekte. Die Fokussierung ermöglicht Anfängern, die Angst vor dem “Mir-fällt-nichts-ein-Zustand” zu verlieren, und bietet Fortgeschritte­nen eine Systematik an, um Impro­visation zu üben.

Das Prinzip „Üben mit rotierender Aufmerksamkeit“ wird von vielen Instrumentallehrkräften und SpielerInnen eingesetzt, wenn es um das Üben einer schweren Stelle in einem Literaturstück geht. Eine Stelle wird mehrfach wiederholt. Dabei achtet der Spieler immer auf andere Aspekte der Technik: Griffmuster, einzelne Finger, Tonqualität, Intona­tion, Artikulation, Phrasierung, Spielbewegung und mehr.1 Auch in der Improvisation ist dieses Prinzip möglich: Für das Improvisieren mit rotierender Aufmerksamkeit nehmen wir drei Ebenen unter die Lupe: die Ebene des musikalischen Materials, die Ebene der Interaktion und die Ebene der Intraaktion.

Spiel mit dem musika­lischen Material

Wird rotierende Aufmerksamkeit beim Improvisieren auf musikalisches Material angewendet, entsteht ein sich veränderndes Gebilde. Eine Phrase wird plötzlich anders artikuliert, anders phrasiert, in einem anderen Rhythmus, einer anderen Klangfarbe und mit anderen Tönen gespielt. Im Unterschied zum Literaturstück verändert dieser Prozess in der Regel das Improvisationsstück.

Beispiel 1
Veränderungen eines Themas
– Ebene der musikalischen Parameter
– Improvisationsübung für eine Spielerin oder einen Spieler und einen oder mehrere ZuhörerInnen

Mit den SchülerInnen werden musikalische Parameter gesucht (Tonhöhe, Dynamik, Artikulation, Phrasierung, Klangfarbe, Pause, Lage, Tonmaterial, Rhythmus, Form u. a.), die für alle gut sichtbar auf einem Plakat oder einer Tafel stehen. Sie können auch auf Kärtchen geschrieben werden, die dann für alle erreichbar in der Mitte liegen.2

1 vgl. Gerhard Mantel: Cello üben. Eine Methodik des Übens nicht nur für Streicher, Mainz 1987, S. 171 ff.
2 Karten in verschiedenen Farben sind empfehlenswert, da die visuelle Form den Spielfluss eher erhält, währendessen verbale Anregungen das Erklingende auch unterbrechen können.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2014.