Classic Blues Licks

52 Blues-Licks-Karten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bosworth, Berlin 2008
erschienen in: üben & musizieren 5/2009 , Seite 63

Trotz seines mittlerweile betagten Alters ist der Blues für viele GitarristInnen immer noch eine unerschöpfliche Inspirationsquelle und bietet Übungs- und Studienmaterial ohne Ende. Die Blues-Karten Classic Blues Licks bieten bekanntes Bluesmaterial in neuer Form. Auf 52 Karten finden sich kurze Blueslicks unterschiedlichster Couleur. Die Spanne reicht vom Delta-Blues à la Robert Johnson und Blind Blake über den schwarzen Blues der 50er und 60er im Stil von B. B. King und Otis Rush bis hin zu Bluesrockern der heutigen Zeit wie Stevie Ray Vaughan und Robben Ford.
Auf der Vorderseite der Karte findet sich das Lick in Tabulaturschreibweise, die für Anfänger inklusive der damit verbundenen Artikulationszeichen auf einer Extra-Karte noch einmal erklärt wird. Der eine oder andere wird die Darstellung in Noten vermissen, aber Blues ist keine Musik für Theoretiker, daher dürfte den meisten GitarristInnen diese Variante entgegenkommen. Auf der Rückseite findet man ein Foto und kurze Informationen über den für das Lick verantwortlichen Gitarristen sowie knappe spieltechnische Hinweise.
Die Licks sind sehr vielfältig – neben Rhythmuspatterns findet man auch Solophrasen und typische Endings und Turnarounds – und bieten viele Möglichkeiten zum Üben und für den Gitarrenunterricht. Man kann die Karten thematisch ordnen und sich z. B. ausschließlich mit Turnarounds beschäftigen oder man kombiniert ein B. B. King-Lick mit einem von Stevie Ray Vaughan, transponiert beide in dieselbe Tonart und versucht die Unterschiede in Phrasierung und Melodik zu erfassen.
Der spielerische Charakter von Karten kann im pädagogischen Bereich die typische Situation: „Hier sind die Noten, spiel bitte den ersten Takt“ durchbrechen. So kann der Schüler z. B. eine Karte ziehen, das Lick erarbeiten, die harmonischen Grundlagen benennen oder versuchen, die kurzen Patterns über ein komplettes Bluesschema oder einen Song zu spielen. Der Unterricht wird dadurch mit einer spontanen, spielerischen Komponente bereichert.
Positiv zu bemerken ist, dass alle Licks aus relativ bekannten Bluessongs stammen. Das hat zum einen den Vorteil, dass alle Aufnahmen relativ leicht zu beschaffen sind und man das musikalische Material im Originalzusammenhang hören kann. Zum anderen erhält man so eine gute Übersicht über die wichtigsten Bluesgitarristen, ihren Stil, Sound und das bevorzugte Tonmaterial. Hat man alle Karten durchgearbeitet, besitzt man eine gute spielerische Grundlage des Blues und einen historischen Überblick der Geschichte dieses Musikstils.
Die Blues-Licks-Karten sind daher ein originelles Werkzeug für GitarristInnen und Gitarrenlehrkräfte, die Üben und Unterrichten mal ohne Schule oder fest strukturiertes Konzept mit festgeschriebener Abfolge angehen wollen. Wer nach dem Blues noch nicht genug hat, kann sich mit den Akkord- oder Killer-Riffs-Karten, die ebenfalls in dieser Serie erhältlich sind, weiter auf diese Weise mit dem Gitarrespiel beschäftigen.
Martin Schmidt