Concertino

Die 40 schönsten klassischen Originalstücke für Violine und Klavier (leicht), hg. von ­Wolfgang Birtel

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: üben & musizieren 2/2014 , Seite 59

Sind die hier versammelten Werke wirklich die „40 schönsten klassischen Originalstücke für Violine und Klavier“? Ist etwa die ausgewählte F-Dur-Sonate von Händel schöner als seine D-Dur-Sonate? Der Titel dieser neuen Notenausgabe stammt sicherlich von der PR-Abteilung. Doch dahinter verbirgt sich ein durchaus ernst zu nehmendes Projekt. Violinschüler, die keine Eltern mit einem überquellenden Notenschrank haben, sollten als Orientierung, für den Hausgebrauch und für Hausmusik, bei familiären Festen und anderen Vorspielgelegenheiten eine Notenausgabe haben mit Vortragsstücken, die gut zu spielen sind und wirkungsvoll vorgetragen werden können.
Dafür ist die Auswahl dieses Bandes sehr geeignet. Sie bietet eine große Bandbreite von Corelli über Mozart bis hin zu Elgar und Reger. Erfreulich ist, dass diese „schönsten“ Stücke auch bei KomponistInnen gefunden wurden, die nicht so bekannt sind: etwa bei Gottfried Kirchhoff, Joseph Schuster, Herrmann Schroeder oder Barbara Heller: Sie ist die einzige noch lebende Komponistin dieser Sammlung und vertritt die Neue Musik.
Die Werke dieser Sammlung sind von der Violintechnik her betrachtet „leicht“, das heißt, sie gehen im Wesentlichen nicht über die 3. Lage hinaus, es gibt keine Doppelgriffe, es wird keine hyperschnelle Fingerakrobatik in der linken Hand erwartet und rechts reichen die Grundstrich­arten aus, um diese Werke zu bewältigen. Aber andererseits ist das „Leichte“ oft gerade schwierig, so etwa die Corelli-Sonate mit ialienischer Leichtigkeit und Gesanglichkeit überzeugend zu artikulieren. Aber das ist gerade auch eine Herausforderung dieses Bandes an PädagogInnen und SchülerInnen: Innerhalb einer überschaubaren technischen Schwierigkeit wird hier eine immense Bandbreite an gestalterischen Aufgaben gestellt. Für den Vortrag sind Stücke wie Les Cloches von Rebel, die Barcarole von Dancla oder der Wintersturm von Schroeder sehr publikumswirksam.
Wolfgang Birtel, der Herausgeber, hat die Stücke sorgfältig eingerichtet. Er schlägt stets brauchbare Fingersätze vor. Bei der Sarabande in der Sonate von Duval bietet er eine verzierte Fassung in einem weiteren Notensystem und macht so bewusst, dass Barockmusik mehr als nur der „nackte“ Notentext war, nämlich hier auch immer Improvisation hineinspielte. Insgesamt sind die Noten gut lesbar, übersichtlich, in richtiger Größe und umblätterfreundlich ediert. Im Klavierpart wird im ausgeschriebenen Generalbasspart die Bezifferung mitgeteilt. Das Notenbild der Originalkompositionen wird möglichst original übernommen.
Das Spielen der Stücke in diesem Band bereitet große Freude. Herausgeber und Verlag setzen in dieser Edition alles daran, um diese Freude beim Erarbeiten der Stücke und beim Musizieren und Vorspiel zu unterstützen.
Franzpeter Messmer