Schwaen, Kurt

Concertino

für Violine und Streichorchester (Fassung für Violine und Klavier)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister, Leipzig 2007
erschienen in: üben & musizieren 2/2008 , Seite 59

Kurt Schwaen (1909-2007) studierte in Breslau und Berlin Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik. Eine kompositorische Ausbildung hat er nie erfahren, er blieb in der Folge Autodidakt. 1932 trat er der KPD bei, war ab 1933 im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv, wurde 1935 verhaftet und verbrachte die folgenden drei Jahre im Zuchthaus. Nach seiner Entlassung hielt er sich als Pianist, Komponist und Arrangeur über Wasser. 1943 hatte er beim Strafbataillon 999 anzutreten und überlebte den Krieg mit Glück. Nach 1945 war Schwaen maßgeblich am Aufbau der Volksmusikschulen in der DDR beteiligt.
In der DDR kam Schwaen schnell zu Ehren, wurde 1961 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Nach der Wiedervereinigung wurde ihm 1999 auch das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Schwaens Anliegen war es stets, unkomplizierte, leicht verständliche Musik zu schreiben – Gebrauchsmusik, wenn man so will. Ganz bewusst hat er sich dabei immer wieder an die Jugend gewandt und ausdrücklich für Kinder komponiert. Das 1971 geschriebene und 2007 revidierte Concertino für Violine und Streichorchester, in der Fassung für Violine und Klavier, ist ein anschauliches Beispiel für Stil und Haltung des Komponisten. Es ist ein nettes kleines Stückchen. Gewürzt mit einigen Dissonanzen, dabei niemals den tonalen Rahmen verlassend, angereichert durch gelegentliche Synkopen kommt es spielerisch daher. „Im 1. Satz mag spürbar sein, dass ich Bartók auch heute noch für ein großes Vorbild halte“, so Schwaen. Hier stimmen wir voll überein! Der zweite Satz entfaltet eine einfache Melodie („Dass die Violine ein Melodieinstrument ist, war für mich bei der Konzeption ausschlaggebend“), der dritte ist tänzerisch-kinderliedartig gehalten.
Sagen wir es deutlich: Natürlich ist das keine große Musik. Aber ihre Bedeutung mag auf einer anderen Ebene liegen. Wer hat nicht schon einmal das äußerst dünne Repertoire spielbarer Stücke für Schul- oder Kinderorchester durchkämmt oder für „Jugend musiziert“ nach einem passenden zeitgenössischen Stück für die ganz kleinen Geigerlein gesucht? Da ist dieses Concertino eine hoch willkommene Bereicherung. Es ist lebendig geschrieben, dabei äußerst einfach zu spielen; es macht auf spielerische Art mit zeitgenössischeren Klängen vertraut, ohne zu verstören. Ich denke, die Kinder werden das Stückchen dankbar annehmen. Und schließlich: Es muss ja nicht immer nur Genzmer sein…
Herwig Zack