Spanhove, Bart
Das Einmaleins des Übens
Wege zur Perfektion (nicht nur) auf der Blockflöte
„Üben ist der beste Lehrer“ – mit diesem Zitat des römischen Autors Publilius Syrus aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. beginnt das Buch von Bart Spanhove, in dem er Grundlagen und Techniken rund um das Thema Üben vermittelt. Vor allem aber lernt man, musikalisch zu üben, den „Stier bei den Hörnern zu packen“, Probleme mit Spaß anzugehen und eine „persönliche Kunst des Übens“ zu entwickeln.
Der Autor ist Gründungsmitglied des Flanders Recorder Quartet und Professor für Blockflöte an der Musikhochschule im belgischen Leuven. In diesem Band fasst er Erfahrungen zusammen, die er bei Kursen in Europa, den USA und Asien sammeln konnte. Er richtet sich sowohl an Amateure als auch Studierende.
Bart Spanhove hat sein Buch in vier Teile aufgeteilt: Im Kapitel über die Grundlagen des Übens gibt er wertvolle Tipps zur Übesituation und der inneren Einstellung des Spielers, betont den Nutzen von musikalischem Üben, verschiedenen Tempi und dem Auswendigspielen. Darauf folgen Ausschnitte aus Werken von Telemann, Corelli, Quantz und anderen. Spanhove überschlägt sich buchstäblich mit Ideen aus dem Fundus bewährter oder von ihm entwickelter Trainingsmethoden, ergänzt mit Hilfestellungen für ein möglichst effektives Vorgehen. Spanhove bestätigt damit seine Devise, dass man zum erfolgreichen Üben vor allem dies braucht: viel Fantasie und kreative Ideen!
Im dritten Teil wird Spanhove seinem Sinn für strukturiertes Denken gerecht: aus typischen Tonfolgen der Barockmusik, immer wiederkehrenden Mustern und Figurenkonstellationen hat er circa 70 Grundmuster entwickelt und in Rubriken entsprechend der Intervalle eingeteilt. Daraus ergeben sich Anregungen zum Verständnis der Musik. Vor allem bekommt man hierdurch die Chance, Muster zu erkennen, zu automatisieren und ein eigenes Trainingsprogramm zu entwickeln. Das Ziel dabei ist, die Töne nicht zu buchstabieren, sondern zu sinnvollen Motiven zusammenzufassen. So schreibt Spanhove: „Das Geheimnis für schnelles Spielen ist ein langsamer Gedanke.“
Als Abschluss folgt das Kapitel „Täglicher Trainer“ mit Folgen von Übungen für die Fingertechnik und Artikulation – ausdrücklich gedacht als Einstiegshilfe! Das erklärte Ziel ist auch hier, dahin zu gelangen, sich die eigenen Trainingsprogramme auf den Leib zu schneidern.
Sehr gelungen finde ich die Sammlung von Zitaten berühmter Persönlichkeiten, die einen auf fast allen Seiten begleiten: Worte von Komponisten, Musikkritikern, Physikern, Schriftstellern, Philosophen, Tennisspielern… Denkwürdige Äußerungen von Harnoncourt stehen neben Telemann und Ivan Lendl. Die Quintessenz stammt von David Lasocki: „Wie man in die Carnegie Hall gelangt? Üben, üben, üben!“ Oder im Sinne von Bart Spanhove: Üben heißt, die Kraft und Schönheit der Musik jeden Tag aufs Neue zu erleben. „Lassen Sie uns jeden Tag genießen!“
Lucia Mense