Lessing, Wolfgang

„daß einer zu diesem, der andere zu jenem mehr aufgelegt ist“

Johann Joachim Quantz' Blick auf die ­Voraussetzungen musikalischer Begabung

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2017 , Seite 36

Beschäftigt man sich heute mit dem Phänomen der „musikalischen Begabung“, so stößt man unweigerlich auf ein verschwiegenes Doppelleben: Einerseits bestreitet dieser Begriff seine Existenz als wissenschaftliches Konstrukt, andererseits aber geistert er als pädagogische Alltagsvokabel in Musikschulen und Elternhäusern umher. Beide Verwendungsformen folgen verschiedenen Zielen: Als wissenschaftlicher Terminus umschließt Begabung unterschiedliche und klar definierbare Merkmale, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen und sich in Testverfahren messen lassen. Als Bestandteil der pädagogischen Alltagssprache dient sie jedoch immer auch der sozialen Distinktion: Wenn eine Lehrkraft einer Schülerin oder einem Schüler „Begabung“ attestiert, dann enthält diese Aussage unweigerlich ein Moment grundsätzlicher Anerkennung. In dem Urteil schwingt mit: Du gehörst dazu – und zwar unabhängig davon, ob du motiviert bist oder nicht, sogar unabhängig davon, ob ich dich mag oder nicht.

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