Janosch

Der Josa mit der Zauberfiedel

Mit CD "Tänze auf dem Weg zum Mond" von Wilfried Hiller

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2010
erschienen in: üben & musizieren 5/2010 , Seite 57

Der alte Köhler Jeromir und sein Sohn Josa sind eigentlich die glücklichsten Menschen auf der Welt, wäre da nicht dieses Problem: Josa ist der kleinste und schwächste Köhlersohn, den man je gesehen hat. Doch eines Tages bekommt Josa eine Zaubergeige geschenkt. Eine Geige, die jeden Zuhörer entweder groß und stark oder aber ganz klein machen kann. Und mit dieser Geige macht sich Josa auf den Weg zum Mond, um ihn für seinen Vater größer und kleiner zu zaubern.
Unterwegs spielt er sein Lied vor- und rückwärts, je nachdem, was denjenigen, denen er begegnet, gerade hilft. Die Ziege und die Kuh, die keine Milch mehr geben können, lauschen seinem Lied und das Pferd, das zu hart arbeiten muss, der Umkehrung. Nachdem ihn sein (Rückwärts-)Spiel auch vor dem machtversessenen König gerettet hat, erreicht Josa den Mond, spielt für ihn und ist so auch aus der Ferne seinem Vater nah.
Gewohnt wundervoll illustriert, erzählt Janosch eine Geschichte über die Kraft der Musik – für jene, die sie hören, und jene, die sie spielen. Damit verbunden ist eine Geschichte über Freundschaften, über einen Vater, der seinen Sohn ziehen lässt, damit dieser seine Träume verwirklichen kann, und über die Schönheit und Wichtigkeit der Kunst. So entsteht ein fantastisches Plädoyer für Musik, dem man gerne nachsieht, dass die Geschichte nicht immer dramaturgisch perfekt ist.
Auf der beiliegenden CD erzählt Elisabet Woska die Geschichte, untermalt von 17 Kompositionen Wilfried Hillers. Sowohl die Musik als auch die hohe Dichte von Erzählung und Musik machen das Hören hier komplex und so richtet sich die CD an ein anderes Publikum als das Buch. Während die Geschichte sich sehr gut für Menschen ab fünf Jahren eignet, ist die Musik in Kombination mit der teilweise harschen Erzählstimme wohl erst ab einem höheren Alter zugänglich. Auch dann noch steht der Duktus eher im Gegensatz zu der zart und ermutigend präsentierten Geschichte. Die 17 Musikstücke – unter anderem sieben typische Volksmusiken – sind qualitativ hochwertig und äußerst hörenswert.
Der letzte Track der CD ist nochmals eine große Bereicherung: Hier erzählt Wilfried Hiller über die Entstehung der Idee zur Vertonung der Geschichte, die eigene musikalische Laufbahn und seine Beziehung zur Geige. Diese Einführung ist für Kinder interessant, kann aber vor allem auch für Eltern, Lehrkräfte und PädagogInnen durch musiktheoretische und -geschichtliche Verknüpfungen eine gelungene Anregung für weitere musikalische Auseinandersetzungen sein.
Judith Franke

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