Ostrzyga, Michael

Der singende Wind

22 kleine Klavierszenen, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009
erschienen in: üben & musizieren 4/2010 , Seite 63

Mit den 22 Klavierszenen der Sammlung Der singende Wind möchte Michael Ostrzyga die Begegnung mit Musik und Klavierspielen als „herausforderndes Abenteuer“ gestalten. Das Heft ist von Beginn an im Klavierunterricht einsetzbar und soll den Schüler über einen längeren Zeitraum begleiten.
Man merkt es den Stücken an, dass sie aus einer musikalisch anspruchsvollen, zugleich konsequent am Schüler orientierten Unterrichtspraxis heraus entstanden sind. Jedes Stück konzentriert sich auf wenige musikalische Elemente, insgesamt wird eine beeindruckende Vielfalt an Ausdrucksformen und Kompositionsweisen geboten. Vom Spiel mit relativ notierten Einzeltönen (Nr. 1 „Wassertropfen“) ausgehend, führt ein pädagogisch durchdachter Weg über kleine Klanggeschichten und Stimmungsbilder bis hin zur Tonsprache des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Stücke beschäftigen sich unter anderem mit Aleatorik, Verfremdung bekannter Melodien, dem Einbeziehen von Gestik und Stimme, minimalistischen Verfahren sowie einer Art Reihentechnik. Besondere klangliche Effekte wie Cluster, Obertöne, Spiel im Flügelinnenraum oder Präparation erweitern den musikalischen Erlebnisraum. Fantasie anregende Titel („Unter dem Meer“, „Der singende Wind“, „Radio“, „Flug der Zugvögel“ etc.) unterstützen die Identifikation des Spielers oder der Spielerin mit der Musik und verleihen den Klangereignissen konkrete Bedeutung.
Zu jedem Stück gibt es pädagogische Kommentare – Anregungen zum Verändern und Weiterdenken. Zu den improvisatorischen Elementen, die sich durch das ganze Heft ziehen, heißt es programmatisch im Lehrerkommentar: „Von Anfang an bezwecken sie nicht Vereinfachung und Beliebigkeit, sondern fordern im Gegenteil eine höhere innere Aktivität des Schülers: kreativ suchende, vor- und nachhörende Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten.“
Hervorzuheben ist neben dem überzeugenden pädagogischen Konzept die musikalische Qualität der Kompositionen. Auf der beigelegten CD hat Peter Degenhardt alle Stücke vorbildlich eingespielt. So ist ein Unterrichtswerk entstanden, das im besten pädagogischen Sinn „elementar“ genannt werden kann. Es ist geeignet, musikalische Erlebnisfähigkeit und strukturelles Verstehen gleichermaßen zu fördern und eignet sich damit bestens für einen bildenden Klavierunterricht.
Sigrid Naumann