Der Sonnenmacher. Bühne frei!

Eher zufällig merkt der Laubfrosch, dass von ihm das Wetter abhängt: Wenn er nach oben klet­tert, scheint die Sonne, wenn er nach unten klettert, regnet es. Um die Anerkennung der anderen Tiere zu bekommen, steigt der Frosch so weit und so lange wie möglich nach oben, obwohl er schnell merkt, dass seine ehemals glitschige grüne Haut rot und trocken wird und ihm die Hitze ganz und gar nicht gut tut. Erst das Erscheinen einer Fröschin und ihre Abneigung gegen „feuerrote Angeber“ führen dazu, dass dem Frosch die erhoffte Anerkennung der anderen egal wird und er sich lieber mit seiner neuen Partnerin glücklich im Regen aufhält.
In dieser Geschichte über Selbst­vertrauen, Gruppendruck und das Sich-selbst-treu-Bleiben hätte vielleicht die Reduzierung auf eines oder zwei dieser Themen gereicht. So bleibt das Verliebtsein die Lösung, anstelle einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den anderen Tieren und den eigenen Fähigkeiten. Vielleicht liegt die Unstimmigkeit aber auch in der Tatsache, dass hier auf den Wetterfrosch angespielt wird: Dieser hat plötzlich wirklich die Fähigkeit, das Wetter zu ändern, was jedoch nicht reflektiert wird.
Auf der CD zum Buch sind sechs Lieder, die inhaltlich das ein oder andere Mal nicht ganz genau mit der Geschichte übereinstimmen, aber wunderbare Kompositionen der Autorin sind. Neben dem Klavier fast ausschließlich a cappella begleitet, erinnern sie mit dem kindlichen, stimmlich wunderbaren Gesang von Tabea Hilbert an schwedische Volks- und Kinderlieder. Das von Martin Baltscheit gesprochene Hörbuch ist atmosphärisch durch Wiesengeräusche unterlegt und von witzigen Kommentaren der Tiere begleitet.
Zu ihrem Buch haben Susanne und Jörg Hilbert ein Begleitpaket entwickelt, das eine Aufführung des Sonnenmachers als Musical mit Kindergarten-, Vorschul- und Grundschulkindern leicht möglich macht. Es beinhaltet zum einen den Aufführungsvertrag – GEMA und einmaliges Aufführungsrecht sind bereits enthalten, jede weitere Aufführung kos­tet 25 Euro –, Informationen zur Möglichkeit eines Bücherstands (mit Rabatt auf den Weiterverkauf des Buchs) und eine druckfertige Plakatvorlage sowie PDF-Versionen der Theatertexte. Beim Verlag können weiterhin ein Klavierauszug und Arrangements für Orff-Instrumentarium erworben werden. Eine Bastelanleitung für einen Regenmacher und eine Bambusratsche gibt es bereits im Begleitpaket sowie zwei unterschiedlich schwere Textvarianten.
Die leichtere für Kinder ab drei Jahren orientiert sich sehr genau am Buch und dauert mit Musik eine halbe Stunde. Durch einen Erzähler zusammengehalten haben hier fünf SpielerInnen jeweils circa vier Sätze; die Rolle des Froschs ist etwas größer. Wie auch in der zweiten Fassung können beliebig viele StatistInnen weitere Tiere spielen. Die zweite Fassung ist geeignet für Kinder im Grundschulalter und rein dialogisch, wodurch die Rolle des Froschs im Verhältnis noch einmal größer wird. Auch hier sind die Textanteile generell so verteilt, dass jedes Kind maximal einen Satz am Stück spricht.
Beide Versionen enthalten bereits einfache Regievorschläge und werden mit Inszenierungsideen eingeleitet. Angeregt durch Ideen wie Kissen unter dem Kos­tüm für den dicker werdenden Frosch, eine Lampe als Sonne oder einen roten Mantel für die verbrannte Haut kommen den An­leitenden sicher noch viele Ideen für eine den jungen AkteurInnen entsprechende Ästhetik.
Neben den Instrumentenbastelanleitungen gibt es stimmbildnerische Übungen. Verpackt sind sie in Geschichten der einzelnen Tiere des Buchs. Obwohl es zum wohlig brummenden Löwen, zum schmatzenden Frosch und den summenden Schnaken Bewegungsvorschläge gibt, ist es sicher sinnvoll, die Übungen auch in den tonalen Bereichen zu erweitern, wozu leider keine Anregungen gegeben werden. Verg­lichen mit den sonstigen Begleitmaterialien wären für die Einstudierung eventuell noch mehr ­didaktische Hilfestellungen angemessen wie zum Beispiel Bewegungsvorschläge zu den Liedern, die an sich zum Mitmachen einladen.
Alles in allem wurde für den Sonnenmacher ein Paket zusammengestellt, mit dem vor allem auch Anleitende ohne viel Erfahrung im musikalisch-szenischen Bereich zu einer gelungenen Aufführung kommen können.
Judith Philippa Franke