Berg, Juliane

Der Vokalbaum

Ein Stimmbildungsbuch, mit DVD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Fidula, Koblenz 2019
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 62

Wir hüpften damals in Orang-Utan-Manier brüllend über die Wiese, summten wie ein Bienenschwarm, sprudelten Zungenbrecher hervor und schütteten uns auf den kleinsten Fingerzeig unseres Chorleiters vor Lachen schier aus. Fröhlich und bunt, gelegentlich auch ein wenig schrill in der rückblickenden Erinnerung ging es beim Einsingen zu. „Wildeste“ Assoziationshilfen beim Einsingen im Gesangsunterricht werden noch heute gerne verwendet, um die Stimme dorthin zu führen, wo sie hingehört. Doch das Notieren der als sehr nützlich empfundenen Übungen stellt gelegentlich eine größere ­Herausforderung dar.
Abhilfe gibt es nun in fröhlich-bunter Heftform: bildreiche, dynamisch-bewegte schwungvolle Schriftbahnen wechseln mit liebevoll illustrierten Zeichnungen. Man könnte beinahe meinen, man halte ein aufwändig gestaltetes Kinderbuch in den Händen. Doch auch Jugendliche oder ­Erwachsene dürfen sich an der kunterbunten Stimmakrobatik erfreuen, die sich hinter den farbigen Zeichnungen und Übungsbeschreibungen verbirgt.
Juliane Bergs Der Vokalbaum ist ein Stimmbildungsbuch, in dem viele der wohlbekannten Übungen unterschiedlichster Chorleiter, Sängerinnen und Sprachkünstler kindgerecht zusammengefasst sind und sich durch die Visualisierung in Papier- bzw. digitalisiert aufbereiteter Begleitform zu Hause leichter üben lassen. Systematisch durchdacht ist das mit guten Erläuterungen versehene Heft: Über Haltung, Atmung, kurze Skalenabschnitte, Dreiklänge, Füllen des Oktavraums, Übungen zur Geläufigkeit, Gesichtsmuskeltraining und Sprachspiele gelangt man zur kleinen Liedauswahl, in der sich verschiedene Aspekte der Übungen widerspiegeln. Drei der Lieder (Robinson, Vem kann segla, Dona nobis pacem) sind für das mehrstimmige Singen in der Gruppe gedacht.
Die Übungen zuvor sind mit QR-Codes versehen, durch deren Nutzung der übungswillige Sänger auch visuell Einblick in die Durchführung der gestellten Aufgaben erhält: Juliane Berg hat gemeinsam mit SchülerInnen entsprechende Aufnahmen verfügbar gemacht. Diese liegen auch als DVD bei. Dabei ersetzen sie natürlich nicht den qualifizierten Gesangslehrer oder die Stimmbildnerin. Aber im Zeitalter von YouTube wissen MusikpädagogInnen um diese Art der Unterrichtsform und ihre nicht immer idealen Folgen. Der kont­rollierte und regelmäßig gemeinsam mit der Lehrerin überprüfte Medieneinsatz stellt jedoch sicher ein weiteres Tool im Erlernen der richtigen Stimmbeherrschung dar.
Im Anschluss widmet sich Juliane Berg der Frage, was die Herausforderung beim Singen sei, und findet greifbare Antworten auf eine komplexe Fragestellung. Hier spiegelt sich die Erfahrung aus dem täglichen Unterrichten, die die didaktische Reduktion begründet. Zum Schluss des Hefts werden einige Fachbegriffe erläutert.
Christina Humenberger