Michel, Winfried / Susanne Schale

Die 2. Stimme

Vorschläge und Anregungen zum Verfertigen einer zweiten Stimme für ein Melodie-Instrument. Herausgegeben für Musiklehrer, Studenten oder lernbegierige Schüler

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Mieroprint, Münster 2006
erschienen in: üben & musizieren 2/2008 , Seite 57

Das Heft mit 15 Beispielen aus dem Bereich des traditionellen Volkslieds ist in einem Fachseminar der Musikakademie Kassel entstanden. Ziel der Veröffentlichung ist es, Anleitungen und Beispiele für die Erfindung von instrumentalen Begleitstimmen zu Liedmelodien zu geben. Das Heft enthält 15 Volksliedmelodien, die jeweils mit mehreren unterschiedlichen Versionen einer leichten bis mittelschweren zweiten Stimme versehen sind. Die zugrunde liegenden Satztechniken und stilistischen Vorbilder werden in kurzen Erläuterungstexten erklärt.
Die Sätze sind sehr fantasievoll gestaltet und bieten eine Vielfalt an Stilen und Satztechniken: motivische Imitation, „corellisierender“ Kontrapunkt, figurierte Orgelpunkte, generalbassorientierte Unterstimmen, koloristische, tänzerische, figurative und konzertante Modelle bis hin zu stilisierten Barocktänzen und renaissance-inspirierter Diminutionstechnik. Gelegentlich können auch mehrere der Begleitstimmen gleichzeitig oder zusammen mit bekannten Kompositionen als Quodlibet gespielt werden. In einigen Beispielen wurden Lücken gelassen, die der Benutzer anhand der gezeigten Satztechniken mit eigenen Ideen füllen soll.
Bei aller gestalterischen Fantasie kommt die satztechnische Qualität nicht zu kurz: Die Sätze folgen zwar keinen strengen stilistischen Vorgaben, zeugen aber hinsichtlich melodischer Gestaltungsqualität und kontrapunktischer Gediegenheit von einer kundigen Hand. Die Autoren nähern sich den Stilvorbildern mit aller Behutsamkeit, etwa beim affektbeladenen Der Mond ist aufgegangen.
Fazit: Die Anschaffung lohnt sich für verschiedene Bereiche der elementaren Instrumentalpädagogik. Das Heft bietet sich sowohl als Duo-Spielheft für den Instrumentalunterricht als auch für den elementaren Arrangier- und Tonsatzunterricht als Beispielsammlung, aber auch als Anregung zur Improvisation an.
Christoph Hempel