Brüne, Ruth / Margot Scheufele-Osenberg

Die Atemschule

Das Übungsprogramm für Sprecher*innen, Sänger*innen und Musiker*innen, mit Video-Tutorials

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2022
erschienen in: üben & musizieren 6/2022 , Seite 59

Von der ersten bis zur letzten Sekunde unseres Lebens atmen wir. Zu atmen heißt zu leben und umgekehrt bedeutet die Abwesenheit des Atems den Tod. Trotz dieser fundamentalen Bedeutung des Atmens läuft die Atmung mehrheitlich unbewusst ab. Viele Menschen betrachten ihre Atmung daher als etwas Selbstverständliches. Jedoch wird die Atmung im Zusammenspiel der vielfältigen Anforderungen des alltäglichen Lebens beeinflusst: Der natürliche Atemrhythmus kann nicht schwingen, denn „tagsüber ist der moderne Mensch entweder abgestumpft oder übererregt“.
Die Atmung ist für alle Menschen von Bedeutung, von ganz besonderer Bedeutung aber ist sie für SprecherInnen, SängerInnen, BläserInnen und andere MusikerInnen. An diesem Punkt setzt die Die Atemschule an und setzt sich intensivst mit der menschlichen Atmung auseinander. Die Beschäftigung mit dem Atem ist nicht neu: Die Atemschule aus der Feder der Atemtherapeutinnen Ruth Brüne und Margot Scheufele-Osenberg (die allerdings 2005 bereits verstorben ist und somit an dieser Neuauflage nicht mehr mitwirken konnte) basiert auf der funktionalen Atemtherapie von Julius Parow (1901-1981) und Margot Scheufele-Osenberg.
Geschildert wird zunächst unter anderem die Geschichte der Atemlehre, dann der Einfluss der Atmung auf Körper und Seele und hernach wird ausführlich auf die körperlichen Vorgänge während der Atmung eingegangen. Ab Seite 44 kann durch ein Übungsprogramm mit der individuellen und praktischen Auseinandersetzung mit dem Atem begonnen werden. Zu den einzelnen Übungen sind QR-Codes abgedruckt, die zu Videos der Übungen mit Christiane Kumetat und Thomas Schütz führen.
Das Buch schildert die körper­lichen Vorgänge bei der Atmung ausführlich – in weiten Teilen allerdings ohne Quellenangaben. Teilweise werden auch Zitate ohne Quelle wiedergegeben: Bereits im Vorwort wird der Tenor Enrico Caruso einmal nach Jürgen Kesting (wissenschaftlich nicht korrekt) zitiert und kurz darauf noch einmal gänzlich ohne Quellenangabe. Darüber hinaus stammt eine größere Anzahl der im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen bereits aus dem vergangenen Jahrhundert. In einem Buch, das so sachlich-wissenschaftlich daherkommt wie Die Atemschule und im Klappentext mit der „Einbeziehung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse“ wirbt, verwundert der leichtfertige Umgang mit Quellenangaben.
Jedenfalls aber handelt es sich bei der Atmung um ein wichtiges Themenfeld – insbesondere für die genannten Berufsgruppen. Viele der Übungen können somit hilfreich bei der Beschäftigung mit dem eigenen Atem sein und eine Ergänzung zum regulären Instrumental-, Sprech- oder Gesangsunterricht darstellen.
Raika Lätzer